Je nachhaltiger die Landwirtschaft unsere Erde nutzt, umso günstiger wirkt sich das auf den Verlauf des Klimawandels aus. Eine Vorreiterrolle spielt dabei die ökologische Landwirtschaft, wie ein Workshop an der BioFach 2007 zeigt. Urs Niggli vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) fordert deshalb eine Förderung des ökologischen Landbaus sowohl in den Tropen und Subtropen wie auch in den gemässigten Zonen des Nordens. Damit könnten in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelerzeugung ein konsequenter Schutz und eine effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen, das Handeln in Kreisläufen sowie eine bessere Autarkie und Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern verankert werden.
Bio reduziert Klimakiller Kohlendioxid
Die biologische Landwirtschaft erzeugt hohe Pflanzenerträge durch effiziente Nutzung von organischen Reststoffen: Zur Düngung setzt sie kompostierte Ernterückstände und tierische Dünger ein. Dadurch werden pro Hektare je nach Kultur 50 bis 150 kg synthetische Stickstoffdünger eingespart, welche mit Hilfe nicht erneuerbarer Brennstoffe produziert werden.
Untersuchungen zeigen, dass konventionelle Ackerbaubetriebe in England pro 100 Hektar Fläche jedes Jahr rund 17’000 Liter fossile Brennstoffe in Form von Düngemitteln verbrauchen. Weltweit werden zurzeit pro Jahr 90 Millionen Tonnen Erdöl oder Erdgas zu Stickstoffdünger verarbeitet. Das führt zu 250 Millionen Tonnen CO2-Emissionen.
Biolandwirte erhöhen mit ihren sanften Methoden die Bodenfruchtbarkeit und den Humusgehalt der Böden. Dabei wird das schädliche Klimagas CO2 in die Biomasse des Bodens zurückgebunden. Langjährige Studien aus der Schweiz zeigen, dass im Vergleich zu anderen Landwirtschaftsmethoden (konventionell, integriert) im Biolandbau 12 bis 15 Prozent mehr Kohlenstoff im Boden angereichert wird, wie der Bodenforscher Andreas Fliessbach vom FiBL erläutert. Pro Hektar und Jahr werde so eine CO2-Menge von 575 bis 700 kg auf Biobetrieben zusätzlich in die Böden zurückgeführt, eine Zahl, welche sich gut mit wissenschaftlichen Schätzungen aus Österreich und Deutschland deckt. Die Biolandwirtschaft spart also einerseits durch den Verzicht auf synthetische Düngemittel CO2 ein und verringert dieses klimaschädliche Gas zusätzlich durch Einlagerung – eine echte Win-Win-Strategie.
Interessant ist die biologische Wirtschaftsweise auch deshalb, weil die humusreicheren Böden sich besser an negative Auswirkungen des Klimawandels anpassen können. Humusreiche Böden speichern mehr und länger Wasser, was vor allem bei längeren Trockenheiten im Sommer zu höheren Erträgen führt. Das bessere Wasserspeicherpotenzial der Böden schützt auch vor heftigen und grossen Niederschlägen, da die Flüsse weniger schnell ansteigen und die Schlammerosion gebremst wird.
Schwellen- und Entwicklungsländer besonders betroffen
Nach Angaben von Manuel Amador von der Corporación Educativa para el Desarollo Costarricense (CEDECO) zeigen mehrere Fallbeispiele, dass die die ökologische Landwirtschaft in Costa Rica, Kuba und Brasilien wirksam zur Reduktion von schädlichen Klimagasen beiträgt.
Biologische Kleinproduzenten werden unter anderem durch die Entwicklung lokaler Märkte gefördert, was einen weiteren Beitrag zur Schonung des Klimas bedeutet, so Ana Meirelles vom Centro Ecológico in Brasilien. Aufklärungsarbeit an den Schulen und gegenüber den Konsumenten stärkt das Bewusstsein für die Klimarelevanz auch des Einkaufsverhaltens.
Othmar Schwank vom Büro Infras geht davon aus, dass die Auswirkungen des Klimawandels die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern sehr stark betreffen werden. Deshalb seien hier wirksame Anpassungsstrategien, wie sie in der biologischen Landwirtschaft zur Anwendung kommen, besonders wichtig. Um die biologische Landwirtschaft zu fördern, seien die nationalen Agrarpolitiken ebenso gefordert wie internationale Handelsabkommen.
Klimabonus für Biolandbau gefordert
Jan Verhagen von der Universität Wageningen in den Niederlanden erforscht Möglichkeiten, wie die Landwirtschaft auf internationaler Ebene in ein Nach-Kyoto-Abkommen einbezogen werden könnte. Ein Bonus-Malus-System müsste im Rahmen einer wirksamen Klimapolitik die biologische Landwirtschaft fördern.
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) arbeitet zusammen mit verschiedenen Partnerorganisationen im Süden am Aufbau eines globalen CO2-Projektes. Nach Angaben von Salvador Garibay soll dieses Projekt den Beitrag der biologischen Landwirtschaft zur Milderung des Klimawandels genauer erforschen, die Aufklärung über diese Zusammenhänge voranbringen und die Biolandwirtschaft in den internationalen ökologischen Lenkungsmechanismus (Clean Development Mechanism) einbinden.
Der Workshop „Klimawandel und ökologische Landwirtschaft“ wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA, Schweiz) und vom Humanist Institute for Cooperation with Developing Countries (HIVOS, Niederlande) finanziell ermöglicht.
Weitere Informationen
Kontaktpersonen am FiBL: Urs Niggli und Andreas Fliessbach
Der Workshop über Klimawandel und ökologische Landwirtschaft findet statt am 17. Februar 2007, 13 bis 15 Uhr, an der BioFach in Nürnberg, Raum Shanghai.
Progamm und Zusammenfassung der Präsentationen (in englisch)