(Frick, 22.03.2018) Die Viruskrankheit "Cocoa Swollen Shoot" (CSSVD) hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in Westafrika stark ausgebreitet und ist eine ernsthafte Bedrohung für die weltweite Kakaoproduktion. Die einzig wirksame Behandlung ist bislang das Entfernen der infizierten Kakaobäume (Theobroma cacao L.), gefolgt von einer Neubepflanzung der Felder mit CSSVD-toleranten Bäumen – vergleichbar mit Feuerbrandbekämpfung in der Schweiz.
Besonders relevant ist die Krankheit für die Elfenbeinküste und Ghana, die beiden grössten Kakaoproduktionsländer weltweit. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in Ghana etwa 17 Prozent aller Kakaogebiete betroffen sind und dort in den letzten 70 Jahren über 300 Millionen Kakaobäume der Krankheit zum Opfer gefallen sind. Dies bedeutet ein Verlust von mehreren Milliarden US-Dollar und für viele Bauernfamilien der Verlust ihrer regelmässigen Einkommensquelle.
Agroforstwirtschaft bietet Lösungen
Bisherige Forschungstätigkeiten haben sich hauptsächlich auf die Resistenzzüchtung und die Kontrolle der virusübertragenden Insekten fokussiert. Damit konnten bislang jedoch keine durchschlagenden Erfolge erzielt werden. Wenig Aufmerksamkeit haben in der Vergangenheit Diversifizierungsmassnahmen wie die Agroforstwirtschaft bekommen. Diese haben jedoch grosses Potenzial, die Schwere der Erkrankung zu mildern. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsprojekt des FiBL, der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und lokalen Partnern. Die Wissenschaftler haben auf kleinbäuerlichen Betrieben in Ghana untersucht, wie sich beschatteter Kakaoanbau – das heisst Kakaoanbau zwischen Schattenbäumen in Agroforstsystemen – auf die Schwere der CSSVD-Erkrankung und den Kakaoertrag auswirkt.
In Agroforstsystemen mit rund 50 Prozent Schatten waren die Schwere der CSSVD-Erkrankung am niedrigsten und die Kakaoerträge am höchsten. Dies weist darauf hin, dass die Agroforstwirtschaft optimale Bewältigungsstrategien bietet, um ein Gleichgewicht zwischen Schwere der CSSVD-Erkrankung und reduzierten Kakaoerträgen zu erreichen.
Um erklären zu können, was den positiven Effekten der Schattenbäume zugrunde liegt, haben die Forscher auch die Lichtverhältnisse und die Bodenfruchtbarkeit unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen legen nahe, dass die positiven Effekte darin begründet sind, dass die beschatteten Bäume weniger Lichtstress ausgesetzt sind als die Bäume in Monokultur.
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden im Wissenschaftsjournal "Agriculture, Ecosystems & Environment" veröffentlicht.
Weitere Informationen
Kontakt
- Christian Andres, Departement für Internationale Zusammenarbeit, FiBL Schweiz
- Franziska Hämmerli, Kommunikation, FiBL Schweiz
Förderer und Gönner
- Sawiris Foundation for Social Development
Partner
- Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, Schweiz
- Cocoa Research Institute of Ghana (CRIG), Ghana
- University of Ghana, Ghana
Links
- fibl.org: Vorstellung des Forschungsprojekts
- blogs.ethz.ch: Beitrag zum Projekt von FiBL-Forscher Christian Andres im Blog der ETH Zürich
Videos
- youtube.com: Healthier cacao in West Africa
Die Dokumentation fasst die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes zusammen. Die Anbaumethode des dynamischen Agroforsts wird am Beispiel der „Sronko (Einzigartig) Farm“ im östlichen Ghana vorgestellt. - youtube.com: Healthier cacao in West Africa (Kurzversion)
Bibliographie
Andres, C., Blaser, W.J., Dzahini-Obiatey, H.K., Ameyaw, G.A., Domfeh, O.K., Awiagah, M.A., Gattinger, A., Schneider, M., Offei, S.K., Six, J. (2018): Agroforestry systems can mitigate the severity of cocoa swollen shoot virus disease. Agriculture, Ecosystems and Environment 252:83-92. doi: https://doi.org/10.1016/j.agee.2017.09.031
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