Natacha Bodenhausen arbeitet seit 2017 als Wissenschaftlerin in der Gruppe Nährstoffmanagement & Symbiosen. Zwei Jahre lang war sie Mitglied der Personalvertretung des FiBL Schweiz und hat sich in dieser Funktion speziell auch für Fragen der Gleichstellung engagiert. Sie war Mitinitiatorin der FiBL Aktion zum Frauenstreik.
Schweizweit war am 14. Juni 2023 Frauenstreik. Auch das FiBL hat sich daran beteiligt. Inwiefern?
Mit etwa 30 Leuten, unter denen erfreulicherweise auch ein paar Männer waren, haben wir am Nachmittag mit unserer regulären Arbeit aufgehört, zusammen Kaffeepause gemacht und über Gleichstellungsthemen am FiBL diskutiert. Ein Teil der Gruppe ist noch gemeinsam zur Demo nach Zürich gefahren, für die wir davor zusammen Plakate gemacht haben.
Wie ist die Situation am FiBL Schweiz, was Gleichstellung angeht?
Beim letzten Schweizer Frauenstreik vor vier Jahren gab es noch keine vom FiBL unterstützte Aktion. Seither hat sich bei uns rund ums Thema Gleichstellung viel getan. Vor drei Jahren gab es einen ersten Workshop dazu. Daraus resultierte die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen durch eine Gruppe von FiBL Mitarbeitenden und die Wahl von zwei Gleichstellungsbeauftragten.
Was hat sich seither noch getan?
Auf den unterschiedlichen Stufen – Direktion, Departementsleitung, Gruppenleitung – gibt es inzwischen deutlich mehr Frauen in Führungspositionen. Das wurde bewusst gefördert und ging auch damit einher, dass neu für alle Leitungsfunktionen Stellvertretungen oder Co-Leitungen besetzt wurden. Neu ist die Co-Leitung vor allem auf Departementsebene. Das ermöglicht unter anderem eine bessere Vereinbarkeit mit der Familie. Es gab ausserdem mehrere Workshops mit einem Diversity-Experten und einige FiBL Mitarbeiterinnen treffen sich in einer Peer Group zum regelmässigen Austausch.
Was könnte sich noch verbessern?
Damit haben wir uns bei der Aktion am Frauenstreik beschäftigt. Ich finde, wir haben schon viel erreicht. Manche Frauen fühlen sich beim Lohn noch benachteiligt, theoretisch sollte er gleich sein für Frauen und Männer, das FiBL lässt das von unabhängiger Stelle prüfen. Dann gibt es beispielsweise den Wunsch nach mehr Förderung von Frauen. Wo sich zwar schon viel getan hat, sich aber noch mehr tun sollte, ist die Sichtbarkeit von Frauen, zum Beispiel auf Fotos, auf Podien oder als Kursleiterinnen. Auch das Bewusstsein für inklusive Sprache ist deutlich gestiegen, aber auch da gibt es noch Luft nach oben.
Wie kam es dazu, dass das Thema Gleichstellung am FiBL mehr Beachtung findet?
2020 wurde die Direktion neu besetzt – mit drei Männern. Daraufhin haben sich einige Frauen zusammengetan, um das Thema Gleichstellung am FiBL voranzubringen. Das ist aus meiner Sicht typisch FiBL, also dass sich «von unten» her etwas tut. Wir wurden dann aber auch «von oben» unterstützt, so dass wir eine Expertin für die Moderation des Workshops engagieren konnten.
Noch eine persönliche Frage, wie lassen sich für Sie Beruf und Familie vereinbaren?
Ich habe zwei Kinder, die 10 und 13 Jahre alt sind. Für mich sind die Rahmenbedingungen am FiBL super. Ich arbeite viel am Computer und kann meine Arbeitszeit recht flexibel gestalten und teilweise auch im Homeoffice arbeiten. Das ist so natürlich nicht bei allen Stellen am FiBL möglich, zum Beispiel bei den Leuten, die im Restaurant oder im Labor arbeiten. Ich schätze auch sehr, dass ich Überstunden aufschreiben und kompensieren kann. Das kenne ich so nicht von allen Arbeitsstellen im Wissenschaftsbereich.
Interview: Theresa Rebholz