Markus Hausammann ist seit 2016 im Stiftungsrat des FiBL Schweiz. Er bewirtschaftet in Langrickenbach im Kanton Thurgau einen ÖLN-Betrieb (ÖLN = Ökologischer Leistungsnachweis, Mindeststandard für die Schweizer Landwirtschaft). Von 2011 bis 2019 sass Hausammann für die SVP im Nationalrat, zuvor auch im Gemeinde- und im Kantonsrat. Von 2010 bis 2020 war er Präsident des Verbands Thurgauer Landwirtschaft.
Sie sind als ehemaliger SVP-Nationalrat und aktiver ÖLN-Landwirt nicht unbedingt der erste, den man im FiBL Stiftungsrat erwarten würde, wie ist es dazu gekommen?
Der damalige Stiftungsrat hat mich in dieses Amt berufen. Da ich mich als gemässigter SVPler sowieso oft in der Brückenbauer-Funktion befand, war diese neue Funktion auf mich zugeschnitten.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit im FiBL Stiftungsrat und mit der operativen Führung des Instituts?
Die Arbeit im FiBL Stiftungsrat ist für mich herausfordernd aber stets sehr angenehm und zielgerichtet. Wobei schon die allseits anerkannten Ziele, zum Beispiel die Landwirtschaft ökologisch weiter zu bringen und das FiBL durch Alleinstellungsmerkmale am "Forschungsmarkt" zu etablieren, für viel Diskussionsstoff sorgen.
Wie man hört, ist die Grundfinanzierung des FiBL durch den Bund nicht zuletzt dank Ihrem Einsatz heute stabil verankert, wie schwierig war es, das zu bewerkstelligen?
Als Mitglied der "Bauernfraktion" war es mir möglich, genügend Mitglieder der bürgerlichen Ratsmehrheit fachlich von der Notwendigkeit der Arbeit unseres Instituts zu überzeugen. Die Ratslinke war ideell sowieso auf Kurs. Zudem kam mir entgegen, dass ich als Mitglied der Finanzkommission immer frühzeitig in den Budgetprozess eingebunden war und deshalb meine Anliegen schon in der Kommission einbringen konnte. Das FiBL wird aber auch fortan gefordert sein, durch hervorragende Arbeit diese finanzielle Unterstützung gegenüber dem Parlament zu rechtfertigen.
Eines der grossen Ziele des FiBL ist, Forschungsergebnisse rasch den Praktiker*innen zu Nutzen kommen zu lassen, wo gelingt das aus Ihrer bäuerlichen Sicht?
Dem FiBL kommt entgegen, dass − im Unterschied zur staatlichen Forschungsanstalt − der grösste Teil seiner Forschungsarbeit auf verschiedenen Praxisbetrieben in der ganzen Schweiz vonstattengeht. Durch die am FiBL tätigen Beraterinnen und Berater gelingt es zudem, neue Erkenntnisse ohne Umwege direkt den Biobäuerinnen und -bauern zukommen zu lassen.
Wo gibt es diesbezüglich noch Defizite?
Wir tun uns nach wie vor schwer, mit den FiBL Forschungsergebnissen den Graben zu den Betrieben, die nach IP (Integrierte Produktion) oder ÖLN arbeiten, zu überwinden. Da aber die Label-Organisationen vor allem von ihren Alleinstellungsmerkmalen leben, ist es aus meiner Sicht vor allem in der Verantwortung von uns Praktikerinnen und Praktikern, überall und unabhängig der Ideologie das Sachdienlichste abzuholen. Agridea, die landwirtschaftliche Beratungszentrale der kantonalen Fachstellen, und die kantonalen Beratungen sind eingeladen, uns dabei noch vermehrt unvoreingenommen zu unterstützen.
Wo sehen Sie Tätigkeitsfelder, die das FiBL in den nächsten 50 Jahren noch stärker beackern sollte?
Wenn wir der Abhängigkeit von staatlichen Fördergeldern nicht weiter Vorschub leisten wollen, müssen ökologische Anbauformen zwingend an Effizienz und Effektivität gewinnen. Die Züchtung widerstandsfähiger Nutzpflanzen und die Erprobung effizienter und bezahlbarer Anbautechniken stehen für mich dabei im Vordergrund. Wir werden nicht darum herumkommen, diese Anliegen auch budgetmässig zu priorisieren.
Viele IP- und ÖLN-Betriebe verwenden teilweise Biomethoden, wird sich diese Entwicklung noch verstärken?
Ja sicher, je effizienter und effektiver die Methoden werden…