Gertrud Häseli ist Biobäuerin und Politikerin und hat schon einige Male mit dem FiBL zusammengearbeitet. Sie ist dem FiBL ideell und räumlich nah, ihr Wohnort Wittnau liegt nur wenige Kilometer vom FiBL in Frick entfernt.
Was ist Ihnen aus der Zusammenarbeit mit dem FiBL am besten in Erinnerung?
Dank der geografischen Nähe meines Wohnortes zum FiBL gab es für mich wertvolle Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Ein besonders spannendes Projekt war SME Organics. Das war ein internationales Projekt, bei dem für verschiedene Regionen in Europa ein Bio-Aktionsplan erstellt wurde, darunter das Aargau, unser Kanton. Der internationale Austausch mit Reisen nach Frankreich und Italien zu Biobetrieben in der Grande Aquitaine und in der Lombardei waren sehr bereichernd. Landwirtschaft, Ernährung, Verarbeitung, Vermarktung – Europa habe ich in diesem Projekt als innovativ wahrgenommen im Biobereich. Mit dem kantonalen Bio-Aktionsplan wurde eine sehr gute Arbeitsgrundlage erschaffen. Leider gibt es für die Umsetzung im Aargau grosse Stolpersteine. Traditionelle Landwirtschaftskonzepte sind in der Berufsbildung und auf den Betrieben immer noch vorherrschend.
Wo gibt es bei Ihrer Arbeit sonst noch Bezugspunkte zum FiBL?
Die Füsse auf dem Boden und den Kopf frei zum Denken und Handeln, diese Möglichkeit habe ich als Biobäuerin und Politikerin. Täglich kann ich meine praktischen Erfahrungen in die Politik und Gesellschaft einbringen: Biolandanbau fördern, regional und saisonal kochen, Fleisch reduzieren, Carearbeit sichtbar machen und benennen. Bei Themen zum Biolandbau helfen bei er politischen Arbeit die wissenschaftlichen Erkenntnisse des FiBL, als Biobäuerin schätze ich, den Wissenstransfer des FiBL in die Praxis.
Was hat sich aus Ihrer Sicht am FiBL verändert?
Die Räume der 1954 gegründete Landwirtschaftsschule Frick mit der 1984 angefügten Bäuerinnenschule wurden 1994 vom rohen Diamanten FiBL bezogen. Zuerst noch argwöhnisch beobachtet, ist es ein angesehenes Institut für Forschung und Beratung und ein sehr wertvoller Begegnungsort mit Ausstrahlung geworden. Meine Lieblingsplätze am FiBL sind der alte unverrückbare Brunnen von 1954 aus Mägenwiler Muschelkalk sowie der neue Brunnen – eine Gussskulptur, über die Wasser fliesst und die sich dadurch im Lauf der Zeit verändert, weil zum Beispiel Mose und Algen wachsen.
Wenn Sie in die Zukunft schauen, was wünschen Sie dem FiBL?
Ich wünsche dem FiBL, dass es künftig kantonal und schweizweit gleichwertig wahrgenommen wird wie Universitäten und andere Forschungsinstitutionen. Der Kanton Aargau soll dem FiBL entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung stellen wie dem Hightech Zentrum Aargau. Ernährung und Landwirtschaft sind unsere Lebensgrundlage, wir müssen diesen Sektoren den ihnen zustehenden Wert geben.