Claudia Friedl ist Umweltnaturwissenschafterin, Politikerin – 2013 ist sie für die SP in den Schweizer Nationalrat eingezogen – und seit 2014 Stiftungsrätin im Stiftungsrat des FiBL Schweiz.
Während meinem Biologie-Studium an der Uni Zürich war ich begeistert von der Vielfalt der Themen, die diese Studienrichtung umfasst. Ich entschied mich, die Pflanzenphysiologie zu vertiefen. Nach dem Studienabschluss hatte ich die Möglichkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Eawag, das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, zu wechseln. Ich beschäftigte mich mit der Frage, wieviel Restwasser notwendig ist, um die Artenzusammensetzung der Makroinvertebraten – Kleinlebewesen, welche die Gewässersohle besiedeln – aufrecht zu erhalten. Fasziniert vom Zusammenwirken biologischer, physikalischer und chemischer Parameter forschte ich anschliessend für meine Dissertation über die Populationsdynamik der Bachforelle.
Warum hole ich da so weit aus? Weil ich Parallelen zum FiBL sehe: Auch die Eawag war, wie das FiBL, eine kleinere Forschungseinrichtung. Die Leute kannten sich über die Abteilungen hinweg. Dadurch fanden die Forscher*innen leichter zusammen. So entstanden neue Denkfelder und Synergien. Durch die Freiheit, diese weiterzuverfolgen, entstanden interessante Formen der Zusammenarbeit. Und genau das ist es, was auch das FiBL als Forschungsinstitut so attraktiv macht. Als ich vor bald zehn Jahren angefragt wurde, ob ich als Nationalrätin in den Stiftungsrat des FiBL kommen wolle, war ich sofort dabei. Meine Affinität zur landwirtschaftlichen Forschung liegt genau darin, dass nichts isoliert betrachtet werden kann, alles hängt zusammen, besonders im Biolandbau.
Vollends gepackt hat mich ein Vortrag des langjährigen ehemaligen Stiftungsratspräsidenten Martin Ott. Er zeigte darin bildlich auf, wie bei ursprünglich kleinen, vielfältigen Bauernhöfen über die Regionen hinweg eine Homogenisierung stattgefunden hat, sei es in den Bewirtschaftungstechniken oder einer Standardisierung der Arten- und Sortenvielfalt. Heute erstreckt sich die Monotonisierung über ganze Kontinente. Am FiBL hält man dagegen. Aber es ist kein Zurück, sondern ein wichtiger Schritt vorwärts: Möglichst viel von der Natur verstehen und von den Interaktionen zwischen Stoffen, Pflanzen, Tieren, menschlichen Eingriffen und klimatischen Veränderungen. Besonders wichtig ist für mich, dass das FiBL seine Forschungsresultate rasch an die Bäuerinnen und Bauern weitergibt und auch der konventionellen Landwirtschaft zur Verfügung stellt. Und dies auch noch international vernetzt.
Das FiBL ist in den letzten Jahren stark gewachsen, auch durch die Finanzhilfe des Bundes. Der Bund stärkt damit explizit den Biolandbau und zeigt damit, dass er auf das FiBL als international anerkannte Forschungsanstalt setzt. Ich wünsche dem FiBL, dass es den innovativen, weltoffenen, interdisziplinären Forschungsansatz weiter kultivieren und stärken kann. Damit wäre der Start für die nächsten 50 erfolgreichen Jahre eigentlich schon gelungen.