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BÖLN: Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration

Ferkel am Gesäuge

Männliche Mastschweine werden in den ersten Lebenstagen kastriert, um den durch Hormone bedingten sogenannten Eberfleischgeruch zu vermeiden. Inzwischen ist aber die Ferkelkastration vor allem aus Gründen des Tierschutzes in die Diskussion geraten. In einem Forschungsvorhaben wurde untersucht, wie alternative Verfahren der Ferkelkastration von den Konsumenten und Erzeugern akzeptiert werden.

Männliche Mastschweine werden in den ersten Lebenstagen operativ kastriert, um den durch Hormone (Androgene) bedingten sogenannten Eberfleischgeruch zu vermeiden. Inzwischen ist aber die Ferkelkastration ohne Betäubung besonders in der ökologischen Tierhaltung und auch aus Gründen des Tierschutzes in die Diskussion geraten.

In dem Forschungsprojekt „Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration im ökologischen Landbau - Analyse der Auswirkungen alternativer Verfahren auf die Akzeptanz bei Verbrauchern und Produzenten (FKZ 08OE025)“ haben Wissenschaftler der Universität Kassel die Einstellungen von Verbrauchern, Produzenten, Verarbeitern, Händlern und Tierschutzverbänden zur betäubungslosen Ferkelkastration und möglichen Alternativen untersucht, um daraus Empfehlungen für die ökologische Ferkelproduktion abzuleiten zu können.

Die Forscher ermittelten die Einstellung und die Zahlungsbereitschaft von insgesamt 89 Konsumenten von Öko-Produkten. Die Ferkelkastration ohne Betäubung war den meisten Verbrauchern unbekannt. Diese Form der Kastration wurde mehrheitlich negativ bewertet und korrespondierte nicht mit den Vorstellungen einer ökologischen Tierhaltung. Für die Bewertung der Alternativen waren Tierschutz, Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, Geschmack und Kosten wichtige Parameter. Die Immunokastration (Impfung der Eber zur Unterdrückung des Ebergeruchs) löste starke Bedenken aus. Dagegen zeigten sich die Kastration mit Betäubung und Schmerznachbehandlung sowie die Ebermast unter bestimmten Voraussetzungen aus Verbrauchersicht als geeignete Alternativen für die ökologische Schweinfleischerzeugung.

Über eine Umfrage wurden Erfahrungen mit Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration in der ökologischen Schweineproduktion in neun europäischen Ländern von insgesamt 53 Experten ausgewertet. Die betäubungslose Kastration nur mit anschließender Schmerzbehandlung wurde als besonders einfach umzusetzen, aber bezüglich des Tierschutzes als nicht ausreichend eingeschätzt. Positive Erfahrungen waren mit der Betäubung mit Isofluran und Schmerznachbehandlung zu verzeichnen. Allerdings zeigten sich bei dieser Form der Ferkelkastration die erhöhten Kosten und die Abhängigkeit vom Tierarzt als problematisch. Die Immunokastration befanden die befragten Experten als tierfreundlich, aber nicht geeignet für die ökologische Ferkelproduktion. Mehrheitlich wurde die Ebermast favorisiert. Diese Form der Schweinehaltung wird allerdings bislang, außer in Großbritannien, nur in sehr geringem Umfang durchgeführt, da sie gravierende Änderungen auf allen Produktionsebenen voraussetzt.

Fünf von sechs befragten deutschen Tierschutzverbänden favorisierten die Ebermast. Auch die Kastration unter Narkose mit Isofluran und Schmerznachbehandlung wurde überwiegend befürwortet oder toleriert.
Abgeleitet aus diesen Erkenntnissen werden die Ebermast und die Kastration mit Betäubung und anschließender Schmerzbehandlung als besonders zukunftsträchtige Methoden der Ferkelkastration in der ökologischen Schweinehaltung eingeschätzt.

Kontakt

Prof. Dr. Ulrich Hamm
Universität Kassel (FB 11)
Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing
Steinstraße 19
37213 Witzenhausen
Tel. +49 5542 981285
Fax +49 5542 981286
hamm(at)uni-kassel.de
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