In der ökologischen Forellenzucht wird zur Abdeckung des Proteingehalts auf Fertigfuttermittel zurückgegriffen, die einen hohen Anteil an möglichst nachhaltig gewonnenem Fischmehl haben. Dieses ist nicht nur relativ teuer sondern auch begrenzt verfügbar. Vor dem Hintergrund steigender Produktionszahlen wurde im Rahmen eines BÖL-Forschungsvorhabens nach Alternativen für die Forellen-Fütterung gesucht.
Ziel des Projekts „Erschließung alternativer Proteinquellen zum Fischmehl für Forellenfuttermittel“ (BÖL-Projekt Nr. 04OE020) war die Erstellung eines Forellenfutters ohne bzw. mit geringen Fischmehlanteilen und ohne künstliche Fett- und Aminosäuren.
US-amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich Larvenstadien der Fliegenart Hermetia illuscens gut für die Biomassegewinnung eignen. Basierend auf diesen Erfahrungen wurde in dem oben genannten Projekt untersucht, ob es unter hiesigen Bedingungen (gemäßigtes Klima, variable Sonnenscheindauer, hohe Energie- und Arbeitskraftkosten) technisch und wirtschaftlich machbar ist, Hermetia-Fliegen zu züchten und die Larvenstadien zu Forellenfutter zu verarbeiten.
Dazu wurde in einem Gewächshaus einer Firma, die sonst Nützlinge für die biologische Schädlingsbekämpfung züchtet, mit aus den USA importierten Fliegeneiern eine Massenzucht mit Fliegenmaden aufgebaut. Zur Ermittlung eines geeigneten Substrats für die Larvenproduktion wurden Eignungstests mit verschiedenen Kompoststoffe und Abfallstoffen aus der Tierhaltung durchgeführt. Die besten Ergebnisse in Bezug auf die Biomassegenerierung, die Entwicklungszeit und eine geringe Mortalität wurden mit Hühnermist und Grünkompost erzielt. Als Referenzsubstrat diente Legehennenmehl.
Die Gewinnung von Fliegeneiern unter Gewächshausbedingungen war ganzjährig möglich. Die Haltung von adulten Hermetia erwies sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten ebenfalls als unproblematisch und kann entgegen der Literaturangaben in relativ kleinen Flugkäfigen (2 m x 1,5 m x 1,5 m) erfolgen. Unterschiede in der Eiablageleistung zwischen den Sommer und Wintermonaten konnten mit einer Zusatzbeleuchtung nicht ausgeglichen werden. Hier wird noch Forschungsbedarf gesehen.
Die Larven wurden zu einem Mehl verarbeitet, das auf Protein- und Fett- und Rohfasergehalte untersucht wurde. Die Analysen bestätigten weitgehend vorliegende Angaben aus der Literatur. In einem weiteren Schritt soll das Mehl in Fütterungsversuchen mit Forellen auf seine Eignung als Fischmehlersatz getestet werden.
Anhand der gewonnenen Daten wurde berechnet, dass sich der Einsatz der Fliegenlarven als Futtermittel für die Forellenzucht erst bei einer Produktion von 1.000 bis 10.000 Tonnen Futtermehl rentabel gestalten lässt.
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Dr. Andreas Stamer
Naturland e.V.
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