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Neue Ergebnisse aus dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau: Gruppensäugungen ferkelführender Sauen

Schweine

Die EG-Öko-Verordnung schreibt für ferkelführende Sauen einen Auslauf vor und legt die Mindestsäugedauer auf 40 Tage fest. Die Gruppenhaltung ferkelführender Sauen scheint als Produktionsverfahren geeignet, um sowohl dem Tierschutz als auch der Wirtschaftlichkeit in der ökologischen Ferkelerzeugung gerecht zu werden. Ein Projekt im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau hatte zum Ziel, die Erfahrungen von Ferkelaufzuchtbetrieben, die Gruppensäugen praktizieren, zu erfassen und auszuwerten.

Die EG-Öko-Verordnung schreibt für ferkelführende Sauen einen Auslauf vor und legt die Mindestsäugedauer auf 40 Tage fest. Die Gruppenhaltung ferkelführender Sauen scheint als Produktionsverfahren geeignet, um sowohl dem Tierschutz als auch der Wirtschaftlichkeit in der ökologischen Ferkelerzeugung gerecht zu werden.

Obwohl das Interesse am Produktionsverfahren "Gruppensäugen ferkelführender Sauen" in Deutschland groß ist, ist es bislang wenig verbreitet. Den Betrieben stehen bisher keine Empfehlungen und Strategien für eine erfolgreiche Etablierung des Verfahrens zur Verfügung. Das Projekt "Gruppensäugungen ferkelführender Sauen als Produktionssystem im ökologischen Landbau" (FKZ 03OE379) hatte zum Ziel, die Ergebnisse aus und Erfahrungen von Ferkelaufzuchtbetrieben, die Gruppensäugen praktizieren, zu erfassen und auszuwerten.

Besonders die kombinierte Gruppenhaltung ferkelführender Sauen (14 Tage Einzelbucht, anschließende Gruppenhaltung ferkelführender Sauen) kommt dem arteigenen Verhalten von Schweinen entgegen. Neben der artgemäßen Haltungsform sind es vor allem ökonomische Gründe, die für diese Haltung sprechen: Durch das Gruppensäugen können Abferkelplätze eingespart werden, da die Nutzungsdauer der Sauenplätze (14 statt 40 Tage) deutlich herabgesetzt wird. Die Gruppenhaltung der ferkelführenden Sauen kann zudem in einfachen Gebäuden (Scheunen, Altgebäude) mit Auslauf stattfinden. Die Nutzung des Produktionsverfahrens "Gruppenhaltung ferkelführender Sauen" stellt jedoch deutlich höhere Anforderungen an das Herdenmanagement. Um Ferkelverluste bzw. ein "Auseinanderwachsen" der Ferkelgruppen zu vermeiden, ist eine sorgfältige Planung des Gruppensäugens erforderlich.

Da das Verfahren in Deutschland bisher kaum etabliert ist, wurden die Erhebungen hauptsächlich auf Praxisbetrieben in der Schweiz und in Österreich durchgeführt; insgesamt waren es 31 ökologisch wirtschaftende Betriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Gruppensäugen findet in 25 der untersuchten Betriebe in Altgebäuden statt. Mehrheitlich werden drei Sauen mit ihren Würfen in einer Gruppensäugebucht gehalten. Die konsequente Einhaltung des Umtriebsplanes bzw. der geplanten Gruppengröße im Gruppensäugestall erweist sich für die Betriebe dann als schwierig, wenn die Altersdifferenz zwischen den zu gruppierenden Würfen gering gehalten werden soll. In vielen Betrieben ist das Ferkelnest bezüglich Platzangebot, Wärmeversorgung und Zugluftschutz unzureichend. Absetzdurchfall ist auch in den Betrieben mit Gruppensäugen das Hauptproblem in der Tiergesundheit.
Die Mehrzahl der untersuchten gruppensäugenden Sauen war beim Absetzen in gutem Nährzustand. Relativ wenige Sauen wiesen haltungsbedingte pathologische Veränderungen der Haut auf, wobei das Gesäuge am häufigsten betroffen war. Nur 18 von 203 Sauen im Gruppensäugen verhielten sich ängstlich oder aggressiv.
Die Betriebe setzten durchschnittlich 9,1 Ferkel pro Sau und Wurf ab. Die Ferkelverluste von der Geburt bis zum Gruppieren zum Gruppensäugen betrugen im Mittel 15,6%. Die Verlustrate im Gruppensäugestall (vom Gruppieren bis zum Absetzen) lag bei 3,9%. Es konnten keine plausiblen Korrelationen zwischen den Erfolgskriterien biologische Leistung, Tiergesundheit und Mensch-Tier-Beziehung einerseits und den betriebsspezifischen Produktionsbedingungen in den Bereichen Haltung, Management, Fütterung und Tränke andererseits festgestellt werden. Daraus kann abgeleitet werden, dass der „Erfolg“ oder „Misserfolg“ der untersuchten Betriebe mit Gruppensäugen weniger auf Einzelfaktoren, als vielmehr auf das Zusammenspiel vieler Produktionsbedingungen zurückzuführen ist.

Im Rahmen des Teilprojektes "Auslaufnutzung" wurde die Nutzung des Auslaufes von Abferkelbuchten durch Sauen und ihre Ferkel während derer ersten 14 Lebenstage untersucht. 14 Sauen mit ihren Würfen auf drei verschiedenen Betrieben kamen in die Auswertung. Das Säuge-, Aktivitäts- und Ruheverhalten der Saugferkel wurde beobachtet, zusätzlich wurden Witterungsbedingungen, Ferkelalter sowie Einfluss der Muttersau erfasst.
Sauen und Ferkel zeigten eine ähnliche durchschnittliche Nutzungszeit des Auslaufes. Bei Betrachtung einzelner Würfe und Sauen wird eine starke Individualität der Sauen deutlich: So mieden einzelne Sauen den Auslauf tageweise, andere hielten sich bis zu 98% der beobachteten Zeit eines Tages darin auf. Die Auflaufnutzung erfolgte bei allen Sauen unabhängig von der Witterung und überwiegend in Abhängigkeit des Ferkelalters. Entsprechend waren die Ferkel mit zunehmendem Alter häufiger im Auslauf. Die Auslaufnutzung durch die Ferkel wurde ab deren 1. Lebenstag beobachtet. Die erfassten Verhaltensweisen Ruhen, Säugen und Aktivität weisen einen deutlichen Schwerpunkt beim Aktivitätsverhalten auf. Als typisches Verhalten im Auslauf ist dies positiv zu sehen und legt die Vermutung nahe, dass dadurch im Stall mehr Ruhe herrscht.
Abferkelbuchten sollten daher über angegliederte Ausläufe verfügen. Bestrebungen, diesen Auslauf zu umgehen, sollten in Aktivitäten zur Optimierung der Ausläufe umgelenkt werden.

Kontakt

Barbara Früh
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
Ackerstrasse
5070 Frick
Schweiz
Tel.: +41 62 865-7218
Fax: +41 62 865-7273
barbara.frueh(at)fibl.org