Um mit geeigneten Marketingmaßnahmen den Markt für Öko-Lebensmittel besser erschließen zu können, ist es für Erzeuger, Verarbeiter und Händler hilfreich, das tatsächliche Einkaufsverhalten der Käufer ökologischer Produkte zu kennen. Die Ergebnisse einer im Rahmen eines BÖL-Projekts durchgeführten Analyse vorhandener Daten zum Verbraucherverhalten wurden nun in Organic Eprints veröffentlicht.
Schwerpunkt des Projekts „Tiefenanalyse der realisierten Nachfrage nach Öko-Lebensmitteln auf der Basis von Paneldaten (BÖL-Projekt Nr. 03OE274)“ lag auf der detaillierten Auswertung von Panelrohdaten zum Kaufverhalten von Konsumenten von Öko-Produkten für das Jahr 2003. Die Rohdaten waren im Rahmen des BÖL-Projekts 02OE367 „Entwicklung eines Konzeptes zur Quantifizierung der Nachfragestruktur und -entwicklung nach ökologisch erzeugten Produkten in Deutschland“ durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhoben worden. Der repräsentative Datensatz umfasst alle Einkäufe von Öko-Lebensmitteln von 200 monatlich wechselnden Privathaushalten.
Bei der Strukturanalyse wurden sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte des Einkaufsverhaltens der Konsumenten untersucht.
Folgende Ergebnisse wurden erzielt:
- Die Öko-Handelsmarken des allgemeinen Lebensmitteleinzelhandels (LEH) hatten hohe Marktanteile am Öko-Absatz in Deutschland, die größten Marktanteile über die gesamten Warenzeichen hinweg hatte jedoch Bioland.
- Die Höhe der Preise variierte innerhalb von Einkaufsstätten und Warenzeichen stark, was auf breite preispolitische Spielräume hinweist.
- Die Analyse der Käuferstrukturen und Kaufintensitäten der Öko-Kunden ergab, dass es wenige Intensivkäufer gibt, die für Öko-Produkte viel Geld ausgeben und viele Gelegenheitskäufer, deren Anteil an den Gesamtausgaben relativ gering ist.
- Zwar korrelierten Ausgabenhöhe und Einkaufshäufigkeit, es bestanden jedoch auch deutliche Abweichungen hiervon, weil einige Haushalte seltene, dafür aber große Bevorratungskäufe tätigten.
- Es wurde eine große Diskrepanz zwischen der Selbsteinschätzung der Verbraucher bezüglich ihres Kaufverhaltens bei Öko-Produkten mit dem tatsächlichen Kaufverhalten festgestellt. Diese gilt es bei zukünftigen Befragungen zum Öko-Konsum zu berücksichtigen.
Die Forschungsergebnisse liefern wichtige Hinweise für die Sortiments- und Preispolitik unterschiedlicher Einkaufsstättentypen. Für die Entwicklung von Marketingkonzepten kann auf die detaillierten Einkaufsergebnisse sowie die Einstellungsunterschiede zwischen verschiedenen Öko-Käufer-Gruppen sowie Nicht-Käufern zurückgegriffen werden.
Kontakt
Prof. Dr. Ulrich Hamm
Universität Kassel
Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing
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