Das vermehrte Auftreten von Krankheiten in Nutztierbeständen ist eine Herausforderung nicht nur für die konventionelle, sondern auch für die ökologische Landwirtschaft. „Die Leistungs- und Produktivitätssteigerungen in der Nutztierhaltung haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zu deutlichen Preissenkungen geführt“, erklärt Prof. Dr. Albert Sundrum, Leiter des Fachgebiets für Tierernährung und Tiergesundheit an der Universität Kassel: „Verbraucher müssen für Lebensmittel tierischer Herkunft heute nur noch einen sehr geringen Anteil ihres Einkommens aufwenden.“ Kehrseite der Leistungssteigerungen seien hohe Anforderungen an die Nutztiere und an das Herdenmanagement: „Nicht erst seit der Diskussion um den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist die Tiergesundheit als Voraussetzung für hochwertige Lebensmittel zum Gegenstand des Interesses von Verbrauchern und Politikern geworden", so Sundrum.
Die Verbesserung der Tiergesundheit in Milchviehbetrieben ist das erklärte Ziel des von der EU geförderten Projektes IMPRO (Impact matrix analysis and cost-benefit calculations to improve management practices regarding health status in organic dairy farming), das mit Partnern aus sechs europäischen Ländern unter der Leitung von Prof. Sundrum durchgeführt wird.
„Das IMPRO-Projekt zielt darauf ab, Schwachstellen im derzeitigen Gesundheitsmanagement ökologischer Milchviehbetriebe zu identifizieren und die Gesundheit von Milchkühen zu verbessern“, betont Sundrum. Dazu haben sich Agrarwissenschaftler, Veterinärmediziner, Agrarsoziologen, Ökonomen und ein Softwareunternehmen aus Schweden, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, England und Deutschland viel vorgenommen: Sie wollen die nötigen Werkzeuge für umfassende Diagnosen auf Betriebsebene schaffen, mit denen die besten Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit erkannt werden. Die betriebsspezifischen Kosten des Gesundheitsmanagements sollen in Relation zum Nutzen optimiert und der Informationsaustausch zwischen Landwirten, Beratern und Tierärzten verbessert werden. Schließlich soll eine Software entwickelt werden, die die Bereiche Gesundheitsbeobachtung, betriebsspezifische Diagnoseverfahren und Kosten-Nutzen Analysen beinhaltet. Sowohl die Software als auch die weiteren Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt werden auch für konventionell wirtschaftende Betriebe anwendbar sein.
Das Forschungsvorhaben wird in den kommenden vier Jahren mit insgesamt 2,8 Mio. Euro gefördert. Zum Auftakt des Projekts treffen sich die 20 beteiligten Wissenschaftler vom 8. bis 10. Oktober am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel am Standort Witzenhausen.
Kontakt
Prof. Dr. Albert Sundrum
Universität Kassel
Fachgebiet Tierernährung und Tiergesundheit
Tel. +49 5542 98-1707
sundrum(at)wiz.uni-kassel.de
Quelle: Pressemitteilung der Universität Kassel