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Bundesprogramm Ökologischer Landbau: Regulierung von Apfelsägewespe und Blutlaus

Apfelplantage

Die Apfelsägewespe kann im Apfelanbau erhebliche Ertragsverluste verursachen; traditionell werden im Ökoobstbau Quassiaholz-Auszüge gegen sie eingesetzt. Auch die Blutlaus hat in den vergangenen Jahren in Ökoobstanlagen erhebliche Schäden verursacht; als Ursache dafür werden Nebenwirkungen der Quassia-Behandlungen auf ihren Gegenspieler, die Blutlauszehrwespe diskutiert.

Die Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) kann im Apfelanbau erhebliche Ertragsverluste verursachen. Traditionell werden gegen diesen Schädling im Ökoobstbau Quassiaholz-Auszüge eingesetzt.  Auch die Blutlaus hat in den vergangenen Jahren in Ökoobstanlagen erhebliche Schäden verursacht; als Ursache dafür werden Nebenwirkungen der Quassia-Behandlungen auf auf ihren Gegenspieler, die Blutlauszehrwespe diskutiert.

Das Projekt "Untersuchungen zur Regulierung von Apfelsägewespe und Blutlaus im ökologischen Obstbau" (FKZ 02OE084) hatte zum Ziel, Unsicherheiten hinsichtlich Qualität und Terminierung der Quassia-Behandlungen, Kombinationsmöglichkeit mit anderen Präparaten sowie Nebenwirkungen auf die Blutlauszehrwespe und andere Nützlinge auszuräumen. Des weiteren sollten mögliche Managementstrategien für eine Förderung der Blutlauszehrwespe auf ihre Praxistauglichkeit überprüft und gegebenenfalls optimiert werden.

Folgende Erkenntnisse haben die beteiligten Wissenschaftler und Berater des Julius-Kühn-Instituts, der Universität Hohenheim, der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau und des Öko-Obstbau Norddeutschland Versuchs- und Beratungsring e.V. aus dem Projekt gezogen:

  • Quassia wirkt vor allem auf die Larven der Apfelsägewespe. Wichtig ist daher, dass Quassia ausgebracht wird, bevor die ersten Larven schlüpfen. Das Eistadium zum Ausbringtermin ist nicht von Bedeutung, die Eier müssen auch nicht direkt getroffen werden (d.h. eine Ausbringung kann, wenn die Blüte offen ist, auch vor Ende der Eiablage erfolgen).
  • Die wichtigsten aktiven Inhaltsstoffe Quassin und Neoquassin wirken unterschiedlich stark: Besonders bei älteren Larven ist die Wirkung von Neoquassin schlechter. Sie lässt sich auch durch eine höhere Aufwandmenge nicht verbessern.
  • In verschiedenen Hölzern waren Quassin und Neoquassin in unterschiedlichem Verhältnis vorhanden. Zur Beurteilung der Qualität von Quassiaholz müssen Quassin und Neoquassin daher getrennt bewertet werden (Sekundärbefall!).
  • Eine Empfehlung für die Selbstherstellung von Quassia mit möglichst hoher Ausbeute wurde erarbeitet.
  • Eine Behandlung mit Quassia-Extrakt vor starkem Regen ist wirksam. 
  • Es gibt einerseits Hinweise, dass auch geringe Aufwandmengen schon sehr gut wirken, andererseits gibt es auch Fälle, wo erst sehr hohe Aufwandmengen (18 g/ha) eine ausreichende Wirkung zeigten. Hier sind noch weiterführende Untersuchungen notwendig, um der Praxis gesicherte Empfehlungen für den Einsatz niedrigerer Aufwandmengen geben zu können (Spritztechnik!).
  • Zwei Behandlungen sind wohl in den meisten Fällen nicht notwendig, es muss aber noch untersucht werden, inwieweit zweimal behandelt werden muss, wenn bei der ersten Spritzung ein Teil der Blüten noch geschlossen ist.
  • Die Kombination von Quassia mit NeemAzal-T/S scheint wenig sinnvoll, da Quassia auch den Sekundärbefall reduziert.
  • Bei Quassia-Behandlungen sind im Freiland keine Nebenwirkungen auf die Blutlauszehrwespe sowie den Gemeinen Ohrwurm, den Siebenpunkt-Marienkäfer und die Florfliege zu erwarten.
  • Die Strategie, Blutlauszehrwespen bereits im Sommer in den Anlagen zu sammeln und ins Kühllager zu bringen, ist nicht praxistauglich, da diese Tiere im Kühllager die Zeit bis zum Frühling nicht überdauern können.
  • Eine Induktion der Diapause und darauffolgende Lagerung früher Stadien, die im Freiland gesammelt wurden, ist auch unter den Bedingungen eines professionellen Nützlingszüchters nicht möglich, da die Temperatur bei der Eiablage bereits die Induktion der Diapause maßgeblich beeinflusst, so dass mit Freilandmaterial aus dem Spätsommer fast nie eine Diapauseinduktion erreicht werden kann.
  • Die Nebenwirkungen weiterer im ökologischen Obstbau verwendeter Präparate auf Blutlauszehrwespen wurden in einem ersten Versuch abgeschätzt. Bei Netzschwefel- und Kupferpräparaten kann eine starke Nebenwirkung im Freiland weitgehend ausgeschlossen werden. Bei Schwefel-Kalk-Brühe sind weitere Untersuchungen notwendig, um eine Aussage über eine mögliche Schädigung der Zehrwespen im Freiland zu ermöglichen.
  • Die Populationen der Blutlauszehrwespe aus verschiedenen Regionen in Deutschland, Holland und Kanada sind genetisch weitgehend homogen. Nur die holländische Population unterschied sich etwas von den anderen Herkünften. Es gibt bisher keine Hinweise auf stark unterschiedliche regionale Biotypen.

Kontakt

Dr. Horst Bathon
Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institut für Biologischen Pflanzenschutz
Heinrichstraße 243
64287 Darmstadt
Tel. +49 6151407225
Fax  +49 6151407290
horst.bathon@jki.bund.de
www.jki.bund.de