Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome

Bitte beachten Sie, dass die archivierten Meldungen nicht aktualisiert werden. Möglicherweise sind die Inhalte der Meldungen inzwischen nicht mehr gültig. Linkverknüpfungen können eventuell ins Leere oder auch auf inzwischen aktualisierte Inhalte führen. Danke für Ihr Verständnis!

Bundesprogramm Ökologischer Landbau: Schlussbericht zu den Kosten für das Erreichen von Umweltqualitätszielen veröffentlicht

Ackerrandstreifen

Welche Agrarumweltmaßnahmen sind geeignet, um möglichst kostengünstig eine nachhaltige und standortangepasste Landnutzung zu fördern? Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Humboldt-Universität zu Berlin nach. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung stand die Hypothese, dass Umweltqualitätsziele durch eine Umstellung auf ökologischen Landbau kostengünstiger erreicht werden können als durch die Umsetzung von Einzelmaßnahmen.

Welche Agrarumweltmaßnahmen sind geeignet, um möglichst kostengünstig eine nachhaltige und standortangepasste Landnutzung zu fördern? Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Humboldt-Universität zu Berlin nach. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung stand die Hypothese, dass Umweltqualitätsziele durch eine Umstellung auf ökologischen Landbau kostengünstiger erreicht werden können als durch die Umsetzung von Einzelmaßnahmen.

Es ist bekannt, dass die Verwaltungs- und Kontrollkosten (Transaktionskosten) einen erheblichen Anteil der Gesamtkosten politischer Programme ausmachen können und damit ein wichtiges Kriterium für die Eignung eines politischen Instruments sind. Wenig weiß man dagegen darüber, welche Art von Maßnahmen innerhalb der Agrarumweltprogramme welche Transaktionskostenarten in welcher Höhe mit sich bringen.

Zur Untersuchung dieser Fragestellung wurden im Rahmen des Projekts „Kosten der Erreichung von Umweltqualitätszielen in ausgewählten Regionen durch Umstellung auf Ökologischen Landbau im Vergleich zu anderen Agrarumweltmaßnahmen unter besonderer Berücksichtigung von Administrations- und Kontrollkosten (BÖL-Projekt Nr. 02OE227)“ 74 Interviews (teilweise in Form von Fokusgruppeninterviews) und zwei regionale Workshops durchgeführt. Befragt wurden Landwirte, Experten aus der Agrarverwaltung, aus Verbänden und Kontrollstellen sowie Naturschutzakteure. In zwei Fallstudien in ausgewählten Regionen in Baden-Württemberg und Thüringen wurden die Kosten erfasst, die den Landwirten und dem Staat durch die Verwaltung und Kontrolle von Agrarumweltprogrammen entstehen. Dafür wurde ein Erfassungskonzept entwickelt, das die Charakteristika des Ökologischen Landbaus berücksichtigt.

Deutlich wurde, dass die Transaktionskosten mit der Zahl der Maßnahmen je Betrieb ansteigen, vor allem dann, wenn pro Fläche mehrere flächenspezifische Einzelmaßnahmen zum Einsatz kommen. Der Ökologische Landbau als gesamtbetriebliche Maßnahme führt aus Sicht der Agrarverwaltung zu einer Senkung der Transaktionskosten. Auch andere betriebszweigbezogene Maßnahmen, wie z.B. der "kontrolliert-integrierte Ackerbau" in Thüringen, sind gegenüber Einzelmaßnahmen kostensparend.

Aus der Sicht der Landwirte verliert der ökologische Landbau seine Transaktionskostenvorteile gegenüber der Umsetzung anderer Agrarumweltmaßnahmen, wenn die Kosten für die Kontrolle und der höhere Vermarktungsaufwand berücksichtigt werden. Die Kontrollkosten sind höher, da ein größerer Anteil von Betrieben kontrolliert wird (100 Prozent im ökologischen Landbau gegenüber fünf Prozent bei anderen Agrarumweltmaßnahmen). Nur bei Betrieben, die ihre Produkte ökologisch vermarkten (können), stehen diesen höheren Kosten höhere Einnahmen durch höhere Produktpreise gegenüber.

Die Autoren werfen die Frage auf, ob eine 100-Prozent-Kontrolle im ökologischen Landbau auch dann notwendig und sinnvoll sei, wenn der ökologische Landbau als umweltpolitisches Instrument eingesetzt wird und eine gesonderte Vermarktung der Produkte zu höheren Preisen nicht möglich ist.

Weiterhin weisen sie darauf hin, dass eine Einschränkung der Agrarumweltmaßnahmen voraussichtlich zu einer geringeren Akzeptanz der Agrarumweltprogramme beitragen würde – auch wenn eine solche Begrenzung zur Reduzierung der Transaktionskosten beitragen könnte. Nur wenn die Programme auf die lokalen Erfordernisse des Umwelt- und Naturschutzes sowie auf die produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten der Landwirte abgestimmt seien, werde eine hohe Akzeptanz der Agrarumweltprogramme gewährleistet.

Kontakt

Tobias Leiber
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus Humboldt-Universität zu Berlin
Luisenstraße 56
10099 Berlin
Tel. +49 30 20936430
Tobias.Leiber(at)agrar.hu-berlin.de