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Schnelles Ende für Rinder: Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Welsh Blacks

Wenn Rinder im Schlachthof getötet werden, bedeutet das für viele Tiere Angstzustände und unnötige Schmerzen. Wissenschaftlerinnen der Uni Kassel untersuchen eine Methode, die den Tieren Leid erspart und zudem die Fleischqualität verbessern könnte.

Wenn Rinder im Schlachthof getötet werden, bedeutet das für viele Tiere Angstzustände und unnötige Schmerzen. Wissenschaftlerinnen der Uni Kassel untersuchen eine Methode, die den Tieren Leid erspart und zudem die Fleischqualität verbessern könnte.

Rund 3,7 Millionen Rinder werden in Deutschland jährlich geschlachtet, der ganz überwiegende Teil der Tiere stirbt in Schlachthöfen – auch Rinder, die ihr Leben in artgerechter Haltung auf der Weide verbracht haben. Der Transport in den Schlachthof und das Warten auf den Bolzenschuss verursachen jedoch gerade bei Weiderindern großen Stress und Angstzustände, denn diese Tiere sind es weder gewohnt, eingepfercht zu werden, noch engeren Kontakt mit Menschen zu haben. Zudem geht man davon aus, dass ein nennenswerter Anteil aller Rinder – geschätzt werden in schlechten Betrieben um die fünf Prozent – durch den üblichen Bolzenschuss nur unzureichend betäubt wird.

Agrarwissenschaftlerinnen an der Universität Kassel untersuchen daher eine Alternative: Bei der so genannten Kugelschuss-Methode wird das Rind auf der Weide durch Kopfschuss getötet. „Nach unseren bisherigen Erkenntnissen ist diese Methode für die Rinder schmerzfrei“, berichtet Dr. Stefanie Retz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Agrartechnik der Universität: „Wir wollen mit unseren Untersuchungen dazu beitragen, Kriterien aufzustellen, nach denen die Kugelschuss-Methode angewandt werden sollte, und dadurch eine Basis für eine einheitliche Genehmigungspraxis schaffen.“ Das Projekt wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit rund 250.000 Euro gefördert. Es ist im April 2012 gestartet und auf drei Jahre angelegt. Für ihre Untersuchungen arbeiten Stefanie Retz und ihre Kollegin Katrin Schiffer mit einem Tierarzt und und dem Demonstrationsbetrieb Bunde Wischen in Schleswig-Holstein zusammen.

Bei der untersuchten Methode bleiben die Weiderinder in gewohnter Umgebung. Der speziell geschulte Schütze verwendet ein Jagdgewehr. Das getötete Tier wird noch auf dem Hof entblutet und dann abtransportiert. Sofort nach dem Schuss werden die Vitalfunktionen des Rindes geprüft. „Wir haben bisher stets festgestellt, dass das Rind sofort betäubt war und unmittelbar nach dem Schuss gestorben ist“, sagt Stefanie Retz. Die Kugelschuss-Methode ist unter bestimmten Bedingungen bereits erlaubt. Bisher fehlen jedoch eine einheitliche Genehmigungspraxis ebenso wie wissenschaftliche Daten. Die Kugelschuss-Methode werde die Tötung im Schlachthof nie in vollem Umfang ersetzen, so Stefanie Retz. „Wir wollen aber die Akzeptanz vor allem unter Biolandwirten und den für die Überwachung zuständigen Behörden erhöhen. Vielen Biolandwirten ist es ein Anliegen, dass ihre Tiere einen würdevollen Tod finden. Zudem bekommen sie so ein zusätzliches Vermarktungsargument.“ Letztlich wollten die Wissenschaftlerinnen eine Art Führerschein für die Landwirte ausarbeiten: „Wie müssen sie geschult werden, was müssen sie dafür wissen und können? Das wollen wir klären“, beschreibt Stefanie Retz.

Ein zweites Forschungsergebnis soll der Einfluss der Methode auf die Fleischqualität sein. Bei Stress, wie er im Schlachthof besonders bei Weiderindern aufkommt, stößt der Körper bestimmte Stoffe aus. Diese führen zu einer Übersäuerung der Muskeln, verhindern die Reifung des Fleisches und vermindern seine Qualität. „Unsere Hypothese ist, dass sich die Qualität durch die Kugelschuss-Methode verbessert“, so Stefanie Retz. „Hier haben unsere Untersuchungen aber gerade erst begonnen.“

Weitere Informationen

Neue Landwirtschaft 8/2011: Schlachtrinder auf der Weide schießen

Kontakt

Dr. Stefanie Retz
Universität Kassel
FB 11 - Ökologische Agrarwissenschaften
Fachgebiet Agrartechnik
Tel. +49 5542 98 1255
sretz(at)agrar.uni-kassel.de

Quelle: Presseinformation der Universität Kassel