Eine interdisziplinäre Expertengruppe unter Leitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover entwickelte Empfehlungen zur Krankheitsvorbeugung bei kleinen Wiederkäuern. Themenschwerpunkte waren Endoparasitosen, bakterielle und virale Infektionskrankheiten sowie Spurenelementimbalancen.
Die im Schlussbericht ausführlich dargestellten Ergebnisse des Projekts „Präventive Tiergesundheit bei kleinen Wiederkäuern“ (BÖL-Projekt Nr. 03OE458) treffen sowohl auf ökologische als auch auf konventionelle Betriebe zu. Zentrale Aussagen der drei Fachtagungen im Projekt umfassen Empfehlungen zu den Schwerpunktthemen:
Endoparasiten
Durch Prophylaxe, gezielte Diagnostik und restriktiven Arzneimitteleinsatz kann ein tolerabler Parasitendruck gehalten und der Entwicklung von Resistenzen gegen Anthelmintika entgegengesteuert werden. Einzeltier- oder Teilherdenbehandlung sollte die Routinebehandlung der Gesamtherde ersetzen. Die überwiegende Stallhaltung mit befestigtem Auslauf wird in Problembetrieben als sinnvoll angesehen. Ein Herdengesundheitsplan und die Züchtung auf Resistenz ist wünschenswert. Alternative Behandlungsverfahren können derzeit nicht empfohlen werden.
Infektionskrankheiten
Grundlegende Präventionsmaßname ist die routinemäßige Bestandsdokumentation sowie die Untersuchung von verendeten Tieren und Kümmerern. Von Tierhaltern werden freiwillige, modulare Hygieneprogramme gegenüber bindenden Leitlinien bevorzugt. Notwendig ist eine erleichterte Impfstoffeinfuhr und -anwendung aus dem EU-Ausland. Homöopathie ist zur Entwurmung ungeeignet; indikationsbedingt kann sie zur Stärkung der Immunabwehr sinnvoll sein. Positiver Nebeneffekt homöopathischer Behandlung sind verbesserte Tierbeobachtung und spezielleres Management. Neu wird zukünftig vor allem die Übertragung der Verantwortung für die Sicherstellung der Lebensmittelqualität auf den Erzeuger sein.
Spurenelemente
Der Einsatz von Mineralfutter ist auch im Öko-Landbau notwendig. Kompensationsmöglichkeiten über selektive Pflanzen- oder Laubfütterung und -düngung sind gering. Für Ziegen sind die Mineralstoffgehalte fast aller Futterpflanzen zu gering. Futtermittel- sowie Blut- und Organanalysen sollten zur objektiven Feststellung der Bestandssituation vermehrt erhoben werden. Zunehmender Verlust an Biodiversität trägt maßgeblich zur Verarmung der Futtermittel bei. In der Diagnostik, auf dem Gebiet der Referenzwerte sowie bezüglich der örtlich zu erwartenden Spurenelemente in Futterpflanzen besteht dringender Forschungsbedarf.
Deutlich wurde bereits während des Projekts, dass bei den Tierhaltern großes Interesse an umsetzbaren Ergebnissen vorhanden ist. Als problematisch erweist sich jedoch die regional mangelhafte Verfügbarkeit von Tierärzten und Beratern mit Spezialwissen zur Schaf- und Ziegengesundheit. Das Fehlen dieser Fachkräfte erschwert den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis.
Kontakt
Dr. E. Humann-Ziehank und Prof. Dr. M. Ganter
Klinik für kleine Klauentiere
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Bischofsholer Damm 15, Haus-Nr. 121
30173 Hannover
Tel. +49 511 856-7585
Fax +49 : 856-7684
Martin.Ganter(at)tiho-hannover.de
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