Der Leguminosenanbau nimmt eine wesentliche Rolle im ökologischen Landbau ein, denn neben der organischen Düngung ist er die wichtigste Quelle für die Zufuhr von Stickstoff in die Fruchtfolge der Betriebe. Ein Problem ist jedoch, dass Körnerleguminosen fast ausschließlich als Sommerungen angebaut werden können, da es bisher kaum winterharte Sorten gibt.
Im Forschungsvorhaben "Untersuchung verschiedener Wintererbsenherkünfte auf ihre Winterhärte und ihre Anbauwürdigkeit im Ökologischen Landbau" (FKZ 02OE566) haben Wissenschaftler der Universität Kassel/Witzenhausen mehrere alte Wintererbsenherkünfte aus Genbankbeständen im Vergleich zu modernen, in der EU zugelassenen Sorten auf ihre Eignung für den ökologischen Landbau geprüft.
An zwei Versuchsstandorten wurden verschiedene Wintererbsenherkünfte und -sorten in randomisierten Blockanlagen ausgesät. Im Versuchsjahr folgte einem nassen Herbst ein langer Winter mit anhaltenden Frösten und ein sehr trockenes Frühjahr mit häufigen Wechselfrösten. Der Frühsommer war trocken und heiß.
Die Auflaufraten lagen nach etwa zwei Monaten bei 74 Prozent und 86 Prozent, wobei auf beiden Standorten die modernen Wintererbsensorten deutlich besser aufgelaufen waren als die Genbank-Herkünfte. Die kalte Witterung im Winter führte bei allen modernen Sorten außer bei EFB 33 zu Ausfällen von nahezu 100 Prozent, während die meisten Erbsenherkünfte aus der Genbank zu diesem Zeitpunkt nur geringe Schädigungen aufwiesen. Durch das abwechselnd warme und kalte Wetter im März und im April wurden die bis dahin dichten Bestände stark dezimiert. Wegen der durchschnittlichen Ausfälle von 82 Prozent am ersten Standort musste dort auf einen Teil der geplanten Untersuchungen verzichtet werden. Die Ausfälle am zweiten Standort lagen bei 55 Prozent.
Bei der Grünernte (Blühbeginn) wurden durchschnittlich 36 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar (dt TM/ha) geerntet. Außer bei Rohprotein lagen die Futterinhaltsstoffe der Wintererbsen im Versuchsjahr deutlich unter den Standardwerten für Sommererbsengrünschnitt. Die Erträge bei der Körnerernte lagen in einem Bereich zwischen 30 und 40 dt TM/ha (durchschnittlich 35,6 dt TM/ha) und waren von den Futterinhaltsstoffen mit den Standardwerten für Sommererbsen vergleichbar. Die Aminosäuregehalte lagen zum Teil höher als bei Sommererbsen.
Zum Zeitpunkt der Grünernte wurden Nmin-Gehalte (Gehalt des Bodens an pflanzenverfügbarem mineralisierten Stickstoff) von etwa 45 bis 60 Kilogramm mineralisiertem Stickstoff pro Hektar (kg Nmin/ha) in einer Tiefe von 0 bis 90 Zentimeter gemessen. Bis zur Körnerernte war vor allem in der Bodenschicht 0 bis 30 Zentimeter ein deutlicher Anstieg an mineralischem Stickstoff zu verzeichnen, sodass nach der Ernte zwischen 68 und 92 kg Nmin/ha im Boden vorlagen.
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Dr. Christian Schüler
Universität Kassel
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