Die bisherige Art der Landbewirtschaftung und die sie begleitende Forschung haben die Ökosysteme an ihre Belastungsgrenzen gebracht; bei der Biodiversität und dem Stickstoffkreislauf sind die Grenzen bereits überschritten. Das hat der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) anlässlich des dritten „Runden Tisches zur Pflanzengenetik“ deutlich gemacht.
Der BÖLW-Vorstandsvorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein forderte von der Bundesforschungsministerin Annette Schavan: „Forschungsförderung zu Beginn des 21. Jahrhunderts muss deshalb daran ausgerichtet werden, mit welchen Konzepten wir Belastungen stoppen, Ressourcen nachhaltig nutzen und gleichzeitig das Recht auf Nahrung sichern können.“
Der Vertreter des Verbandes Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) Rudolf Buntzel erklärte: „Eine Forschung, die auf die Lösung der globalen Zukunftsfragen ausgerichtet ist, kommt um die Teilung des Wissens nicht herum. Eine Forschungsförderung, die auf Patente setzt, wie zum Beispiel im Bereich der Biotechnologie, ist scheinheilig, weil sie zur Abhängigkeit der Bauern von Konzernen führt.“
Der Agrarforscher Urs Niggli wies darauf hin, dass es das grundlegende Prinzip des Ökolandbaus sei, innerhalb der ökosystemaren Belastungsgrenzen zu wirtschaften. Forschung zum Ökolandbau leiste deshalb exklusive und wegweisende Beiträge für eine nachhaltige Landwirtschaft. „Es wäre sträflich, wenn nachhaltige Landwirtschaft über eine entsprechende Forschungsförderung nicht genutzt würde“, so Niggli.
Der Vizepräsident des Deutschen Naturschutzringes (DNR), Prof. Hardy Vogtmann, betonte: „Die bisherige Forschung war vor allem auf das gegenwärtige, nicht nachhaltige Agrarsystem ausgerichtet, wozu die Agro-Gentechnik gehört. Wir fordern einen multisystemaren Forschungsansatz, der die lokalen ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Die neuen Forschungsprogramme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) müssen sich an der Zusicherung von Frau Schavan messen lassen, die Agrar-Forschung künftig transdiziplinärer und systemischer auszurichten.“
In einem Hintergrundpapier des BÖLW wird die Bedeutung und das Potenzial der Ökoforschung für Innovationen in der Landwirtschaft und zur Sicherung der Ernährung dargestellt.
(Quelle: Pressemitteilung des BÖLW vom 08.06.2010)
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Weitere Informationen
Pressemitteilung des BÖLW, DNR und VENRO vom 08.06.2010 (PDF-Dokument)Verbändeposition zur Agrar- und Pflanzenforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (PDF_Dokument)
Positionspapier des BÖLW zur Agrarforschung (PDF-Dokument)