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BÖLN: Ausländische Bioprodukte mit Relevanz für den deutschen Biomarkt

Kunde im Biosupermarkt

Deutschland ist nicht nur größter Absatzmarkt, sondern auch größter Produzent von Bioprodukten in Europa. Trotzdem importiert der deutsche Handel einen Großteil auch solcher Bioprodukte, die von deutschen Erzeugern produziert werden könnten.

Deutschland ist nicht nur größter Absatzmarkt, sondern auch größter Produzent von Bioprodukten in Europa. Trotzdem hat der deutsche Handel im Wirtschaftsjahr 2009/2010 je nach Produkt zwei bis 95 Prozent der abgesetzten Produkte, die auch von deutschen Erzeugern hätten produziert werden können, importiert.

So lautet das Fazit des Projekts "Analyse der Entwicklung des ausländischen Angebots bei Bioprodukten mit Relevanz für den deutschen Bio-Markt" (FKZ 09OE065) der Agrarmarkt Informations-Geselllschaft mbH, welches Befragungsergebnisse, Haushaltspaneldaten, Produktions- und Flächendaten sowie Export- und Importmengen zusammengeführt und analysiert hat.

Ein überraschendes Ergebnis war nach Angaben der Projektnehmer der niedrige Importanteil von Getreide mit 15 Prozent. Von Weizen allerdings kamen 21 Prozent der Partien aus dem Ausland; der Anteil variiert je nach Menge und Qualität der deutschen Ernte. Unerwartet hoch fiel mit 24 Prozent der Importanteil von Leguminosen, vor allem Futtererbsen, aus. Hierbei spielen auch die Ölsaaten mit den Sojabohnen hinein, die mit durchschnittlich 76 Prozent den größten Importanteil aller untersuchten Produkte aufweisen. Der Anbau in Deutschland ist zwar machbar, aber nicht ganz einfach, so dass hier noch deutliches Ausbaupotenzial besteht.

Diese Situation beeinflusst auch die Schweinefleischerzeugung, bei der hohe Futter- und Investitionskosten den Ausbau bremsen, obwohl der Absatz von Bioschweinefleisch noch lange nicht gesättigt ist. So importiert Deutschland 22 Prozent des Bioschweinefleischs. Rindfleisch kommt nur in Kleinstmengen in speziellen Qualitätsprogrammen aus dem Ausland und gehört somit nicht zu den Importprodukten. Im Gegenteil: Hier wird ein Teil der deutschen Produktion sogar konventionell vermarktet. Bei Eiern haben es deutsche Unternehmen schwer, mit dem starken Nachfragewachstum mitzuhalten. Der Inlandsanteil ist trotz hoher Futterkosten aber 2010 wieder auf 80 Prozent gewachsen und hat weiteres Ausbaupotenzial.

Frischkartoffeln zählen zu den mengenmäßig wichtigsten Biofrischeprodukten. Sie lagen 2010 nach Bioeiern und Biofrischgemüse mit einem Anteil von 4,7 Prozent am Biokartoffelmarkt insgesamt an dritter Stelle. Der Importanteil betrug 2009 28 Prozent und wird nach Einschätzung der Forschenden auf diesem Niveau bleiben, da die deutschen Anbauflächen bereits seit Ende der 90-er Jahre stark ausgeweitet wurden und die Läden in der Frühkartoffelsaison gern Importware anbieten. So wird sich am Import von Frühkartoffeln wahrscheinlich wenig ändern.

Beim Gemüse sind Möhren das mit Abstand absatzstärkste Produkt und werden auf 14 Prozent der deutschen Möhrenfläche angebaut. Da die einzelnen Betriebe ihre Anbauflächen nicht mehr vergrößern können, importiert Deutschland 48 Prozent der Möhren. Die sehr hohen Importraten von Fruchtgemüsen wie Tomaten (80 Prozent) und Paprika (90 Prozent) sind der ganzjährigen Nachfrage von Produkten, die in Deutschland nicht immer wachsen, geschuldet. Bei Unterglasgemüse ist jedoch die Nachfrage nach regionaler Ware groß, so dass Anbauausweitungen möglich sind.

Bioäpfel und Biobananen sind die absatzstärksten Produkte beim Bioobst. Biobananen weisen natürlicherweise eine Importrate von 100 Prozent auf, bei den Bioäpfeln sind es immerhin noch 50 Prozent im Wirtschaftsjahr 2009/2010. Da genau in diesem Zeitraum die Bioapfelfläche ausgeweitet wurde und nun mit 3.000 Hektar etwas mehr als neun Prozent der gesamten Apfelfläche Deutschlands beträgt, ist bei entsprechenden Witterungsbedingungen mit einer Zunahme der deutschen Produktion und einem geringeren Importanteil zu rechnen.

Deutschland importiert 32 Prozent der Trinkmilch und 26 Prozent der Butter vor allem aus Dänemark und Österreich. Käse dürfte einen ähnlich hohen Importanteil haben. Andere Produkte wie Joghurt und Sahne dagegen kommen nahezu vollständig aus Deutschland. In Milchmengen umgerechnet sind das, ohne die Käseimporte zu berücksichtigen, 16 Prozent der Milch. Zwar wäre es gut möglich, die deutsche Produktion auszuweiten, man steht aber immer in preislicher Konkurrenz zu den beiden Hauptlieferanten, die beide Milchüberschüsse produzieren.

Die wichtigsten Lieferländer für Deutschland sind für Getreide Italien, Russland, Kasachstan, Rumänien und die Slowakei. Bei Proteinpflanzen (Futtererbsen, Ackerbohnen, Lupinen) spielt Litauen mit Abstand die größte Rolle, knapp die Hälfte dieser Importe kommt von dort. Für die Ölsaaten einschließlich Sojabohnen sind Rumänien und Italien die wichtigsten Lieferländer, wobei bei Sojabohnen außereuropäische Länder wie Kasachstan, Argentinien, Indien und Brasilien eine zunehmende Rolle spielen. Die Biokartoffelimporte kommen vor allem aus Israel, Ägypten und Österreich. Die Niederlande sind bedeutendster Lieferant von Möhren, Zwiebeln und Eiern. Aus Spanien und Italien kommen vor allem Fruchtgemüse. Israel liefert neben Kartoffeln größere Mengen Paprika und Tomaten. Aus Italien kommt außerdem ein gutes Drittel der in Deutschland verkauften Äpfel. Die Bananen stammen vor allem aus der Dominikanischen Republik, Ecuador und Costa Rica.

In vielen genannten Ländern werden weiterhin Flächen auf Bioproduktion umgestellt, und so können weitere Produkte für den internationalen Markt produziert werden. Schon beim jetzigen Verbrauch ist Deutschland auf diese Importe angewiesen, und das besonders bei Produkten, die hier schwer oder nur zu einer bestimmten Saison zu produzieren sind. Bei vielen tierischen Produkten wie Eiern, Milch und Schweinefleisch übersteigt schon jetzt der Verbrauch die deutsche Produktion und bei ausreichender und günstigerer Futterversorgung beständen für diese Produkte noch Möglichkeiten. Denn wenn man die Daten von den ersten drei Quartalen 2011 und Verbrauchertrends 2011 zugrunde legt, scheint der Biomarkt auch in den kommenden Jahren in deutlichen Raten zu wachsen.

Kontakt

Diana Schaack
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH
Dreizehnmorgenweg 10
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