Hängt die Ausdehnung des ökologischen Landbaus in Regionen mit einem hohen Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche von institutionellen Faktoren ab? Wenn ja: Welche Faktoren sind von Bedeutung? Können sie politisch gestärkt werden? Zur Beantwortung dieser Fragen haben Wissenschaftler des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus der Humboldt-Universität in einer umfangreichen Analyse vier Fallbeispiele ausgewertet. Die Ergebnisse stehen nun über die Datenbank Organic Eprints zur Verfügung.
Im Rahmen des Projekts „Institutionelle Erfolgsfaktoren einer Ausdehnung des Ökologischen Landbaus – Analyse anhand von Regionen mit einem besonders hohen Anteil an ökologisch bewirtschafteter Fläche“ (BÖL-Projekt Nr. 02OE383) wurde in einem ersten Arbeitsschritt ein umfassendes Verständnis des Ökologischen Landbaus aus einer institutionellen Sichtweise entwickelt. Anschließend wurden Erfolgsfaktoren bestimmt, die die regionale Ausdehnung des Ökologischen Landbaus theoretisch beeinflussen können. Dazu werden die gesellschaftliche Einbettung, die Organisation des Wissens, die staatliche Förderung und die regionale Nachfrage gezählt. Weiterhin wurden Erfolgskriterien definiert, die der empirischen Beurteilung einer nachhaltigen Entwicklung des Ökologischen Landbaus dienen (Flächenausdehnung, Einkommen, Qualität, Stabilität, Breite gesellschaftlicher Aktivitäten, Akzeptanz und Legitimation).
Den Kern der Untersuchung bilden vier Fallstudien in Regionen mit verhältnismäßig hohem Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche (Südbaden, Region Bonn, Südthüringen, Uckermark). Je Region wurde die Bedeutung der institutionellen Faktoren für die Ausweitung des Ökologischen Landbaus sowie ihre Wirkung auf die einzelnen Erfolgskriterien analysiert. Hierbei wurde deutlich, dass die Bedingungen, die zu einer Flächenausdehnung des Ökologischen Landbaus beitragen, lokal sehr spezifisch sein können. Auch die untersuchten Erfolgsfaktoren können sich sehr unterschiedlich auswirken. Einzig die verbesserte finanzielle staatliche Förderung begünstigt in allen Regionen eine Ausweitung, bevorzugt auf den extensiv bewirtschafteten Grünlandstandorten.
In den Fallstudien wurde ein grundlegender Wandel des gesellschaftlichen Systems Ökologischer Landbau deutlich. Aus Sicht der Autoren drohen spezifische Stärken des alten, aus sich heraus gewachsenen Ökologischen Landbaus verloren zu gehen, ohne dass sich gleichwertige neue Strukturen entwickeln. Diese Beobachtungen lassen die Autoren zu dem Schluss kommen, dass die politisch unterstützte Ausdehnung des Ökologischen Landbaus einen riskanten Wachstumspfad darstellt. Vor diesem Hintergrund wird dafür plädiert, sowohl den Fokus als auch die Art der politischen Intervention zu verändern. Dazu werden Vorschläge gemacht.
Kontakt
Oliver Seller
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus
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