Bei der Freilandhaltung kann es zur Anreicherung von Krankheitserregern in den oberen Bodenschichten kommen, die eine Desinfektionsmaßnahme gegen Krankheitskeime erforderlich macht. Mit dem Ziel, umweltfreundliche und praktikable Verfahren der Bodendesinfektion zu entwickeln, wurde an der Universität Hohenheim die Wirksamkeit verschiedener Methoden getestet.
In dem Projekt „Untersuchungen praxisrelevanter thermischer Verfahren zur Bodendesinfektion am Beispiel ausgewählter Mikroorganismen“ (FKZ 02OE150) wurden verschiedene thermische Verfahren zur Bodendesinfektion getestet, die dazu beitragen können, die Belastung mit Krankheitserregern und Fäkalkeimen in der Bodenauslaufhaltung zu vermindern. Untersucht wurde die Reduktionsrate ausgewählter „Prüfkeime“ in Abhängigkeit von dem Trockensubstanzgehalt des Bodens und der Bodentemperatur. Dabei wurden unterschiedliche Standorte, Bodenarten und Witterungsbedingungen berücksichtigt.
Getestet wurden thermische Verfahren des sog. Bodenverbesserungs- und Sanierungssystems („BVS-Systems“) mit Propangas, die Bodendämpfung und die Anwendung von Solarfolien. Erfasst wurden die Reduktionsraten ausgewählter Bakterien (Salmonellen, E. coli, E. faecalis), Viren (Parvo-Viren) und Parasiten (Ascaris suum). Ergänzt wurden die Untersuchungen durch Übersichtsversuche zum Einsatz von Löschkalk als umweltfreundliches Naturprodukt.
Sowohl die thermischen Verfahren des „BVS-Systems“ als auch die Bodendämpfung sind in der Lage, die untersuchten Prüforganismen in den oberen Bodenhorizonten (bis ca. 15 cm Tiefe) zu inaktivieren. Unbedingte Voraussetzungen zum erfolgreichen Einsatz dieser Verfahren sind bestimmte bodenphysikalische Bedingungen (kein Frost, keine Staunässe, keine starke Hanglagen). Außerdem müssen die erforderlichen Gerätschaften verfügbar und auf dem jeweiligen Gelände auch manövrierbar sein. Dieser Aspekt ist insbesondere bei der häufig relativ kleinräumigen Hühnerfreilandhaltung von Bedeutung. Der Einsatz von Solarfolien zur Erhitzung der Bodenoberfläche hat dagegen auch in den Sommermonaten mit vermehrter Sonneneinstrahlung nicht den erwarteten Erfolg gebracht.
Die Versuche mit der Kalkanwendung verliefen positiv. Entsprechend wird von den beteiligten Wissenschaftlern dringend empfohlen, den Einsatz von Kalkprodukten weiter zu untersuchen und bei Eignung zu einem praxisrelevanten Verfahren weiter zu entwickeln.
Kontakt
Prof. Dr. Reinhard Böhm
Universität Hohenheim
Institut für Umwelt- und Tierhygiene sowie Tiermedizin mit Tierklinik
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