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Viel Luft nach oben bei der Nachhaltigkeit von Supermärkten

Obst- und Gemüseabteilung in einem Supermarkt von oben

Mehr Nachhaltigkeit bei Supermärkten ist nötig. (Foto: Pixabay)

Eine aktuelle Studie attestiert deutschen Supermärkten Handlungsbedarf in Sachen ökologische Nachhaltigkeit. Gleichzeitig zeigt sie, warum Supermärkte wichtige Partner sind, wenn unser Ernährungssystem in Richtung Nachhaltigkeit verändert werden soll. Die Studie wurde vom FiBL Schweiz im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt. Die Ergebnisse wurden heute in Berlin präsentiert.

Ernährung und Landwirtschaft sind für 26 bis 34 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und tragen massgeblich zu Biodiversitätsverlusten, Bodenerosion, Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung bei. Eine Transformation des Ernährungssystems ist daher dringend notwendig, um die Belastungsgrenzen der Erde nicht zu überschreiten.

Supermärkte nutzen ihren Handlungsspielraum bisher nur unzureichend, um das Ernährungssystem umweltfreundlicher zu gestalten. Das zeigt eine aktuelle Studie des FiBL Schweiz im Auftrag des deutschen Umweltbundesamtes (UBA). Die Ergebnisse wurden heute in Berlin präsentiert und sind öffentlich einsehbar (siehe Link unten).

Die Studie bewertet und vergleicht die Umweltleistungen der acht umsatzstärksten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland, namentlich Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto Markendiscount, Penny und Rewe.

Bewertungsinstrument für Supermärkte entwickelt

Für die Studie hat das FiBL ein wissenschaftsbasiertes Bewertungsinstrument aus 22 Handlungsfeldern, 43 Indikatoren und 112 Subindikatoren entwickelt. Damit wurden die Umweltleistungen der Supermärkte erfasst und eingeordnet. Die Bewertung erfolgte entlang einer fünfstufigen Skala. Das für die Studie entwickelte Bewertungsinstrument wird in Zukunft für einen regelmässigen Vergleich der Umweltleistungen von Lebensmittelunternehmen zur Verfügung stehen.

Nachhaltigkeit im Einkauf und im Verkauf unzureichend

Insbesondere in den Bereichen Sortimentsgestaltung und Sensibilisierung von Konsument*innen nutzen die Unternehmen ihren Handlungsspielraum aber überhaupt nicht oder nur unzureichend. Mit Sortimentsgestaltung ist der (nachhaltige) Einkauf der Produkte und Rohwaren gemeint. Die Sensibilisierung der Konsument*innen umfasst Massnahmen im Bereich der Ladengestaltung, Produktplatzierung und Werbung, um die Menschen zu umweltfreundlicheren Kaufentscheidungen zu motivieren. So ist Werbung für umweltfreundliche Produkte bei allen untersuchten Supermärkten anteilsmässig unterrepräsentiert. In Wochenprospekten machen Lebensmittel, die mit Nachhaltigkeitslabeln zertifiziert sind, nur knapp 7 Prozent der beworbenen Esswaren aus. Weiter sind Lebensmittel tierischen Ursprungs mit 46 Prozent vertreten, während pflanzliche Ersatzprodukte mit nur 2 Prozent vertreten sind.

Gute Ergebnisse bei Energieeffizienz und Umweltkampagnen

Vor allem bei der Berichterstattung zu Umweltzielen sowie bei Energieeffizienzsteigerungen in den Filialen und Produktionsstätten schneiden die Unternehmen eher gut ab. Auch in Bezug auf Umweltkampagnen und Sensibilisierungsmassnahmen erzielen die acht Supermärkte gute Ergebnisse. Zudem arbeiten sie beispielsweise daran, sich wissenschaftsbasierte Klimaziele oder Ziele für entwaldungsfreie Lieferketten zu setzen. Weitere positive Beispiele sind Aktionen und Kampagnen zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung, vor allem im Bereich Obst und Gemüse; das grosse Angebot an Biolebensmitteln (62 Prozent des Umsatzes mit Biolebensmitteln werden im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel erzielt) und zahlreiche Pilotprojekte zum Klima- und Umweltschutz, etwa zur Darstellung der Umweltkosten in den Verkaufspreisen sowie das steigende Angebot an pflanzlichen Alternativprodukten.

Politische Rahmenbedingungen und Mindeststandards sind notwendig

"Es wird sich nur etwas ändern, wenn Supermärkte ihre Umweltleistungen verbessern können, ohne wesentliche Wettbewerbsnachteile zu erleiden," so FiBL-Forscher Christian Schader. "Daher sind strukturelle Veränderungen notwendig, die durch eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen herbeigeführt werden sollten."

Das Autorenteam der Studie empfiehlt daher ein wirksamer Politik-Mix aus steuernden Massnahmen und finanziellen Anreizen. Die Empfehlungen sind:

  • Überprüfbare Ziele, um das Nachhaltigkeitsmanagement der Unternehmen wesentlich systematischer und effektiver zu gestalten.
  • Stärkere Verknüpfung des Nachhaltigkeitsmanagements mit der Geschäftsführung, dem Einkauf und dem Warengruppenmanagement.  
  • Mindeststandards beim Rohwareneinkauf, etwa für Palmöl und Soja.
  • Einschränkungen beim Verkauf von besonders umweltschädlichen Produkten. Praktiken wie besonders schädliche Fangarten für Fische ausnahmslos verbieten.
  • Politische Rahmenbedingungen, die den Unternehmen eine transparente und vergleichbare Nachhaltigkeitsberichterstattung zu ermöglichen.
  • Folgekosten nach dem Verursacherprinzip anrechnen, zum Beispiel würden die Umweltkosten der Produktion, wie Luftverschmutzung oder Klimaschäden, die bislang von der Gesellschaft getragen werden, dann direkt beim Produkt eingepreist.

Weitere Informationen

Kontakte

Christian Schader

Finanzierung

umweltbundesamt.de: Umweltbundesamt

Partner

Das FiBL hat für die Datensammlung und Auswertung dieser Studie mit folgenden Firmen zusammengearbeitet:

  • Systain Consulting GmbH
  • Sustainable Food Systems GmbH

Links zur Studie