(Brüssel/Frankfurt, 21.11.2023) Die Bundesregierung von Deutschland will eine "zukunftsfeste Landwirtschaft". Diese soll für die Bäuerinnen und Bauern ökonomisch tragfähig sein und den planetaren Grenzen bezüglich Biodiversität, Wasser und Klima gerecht werden. Dafür eignen sich die wissenschaftlich gut dokumentierten Wirkungen des Biolandbaus, wie etwa dessen Leistungen in Sachen Biodiversität (siehe Grafik). Nun sollen 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands bis ins Jahr 2030 biologisch bewirtschaftet werden. Antworten auf die grossen Kritikpunkte dieser Strategie liefern Jürn Sanders, Präsident von FiBL Europe, und der Bericht von FiBL Expert*innen "Auf den Punkt gebracht" (siehe Link unten).
Die Antwort auf tiefere Erträge heisst Konsum verändern
Der Biolandbau liefert im Durchschnitt 10 bis 40 Prozent tiefere Erträge. Deswegen führe mehr Biolandbau auch zu mehr Importen, so eine gängige Kritik. "Einfach mehr zu importieren wäre natürlich nicht sinnvoll", sagt Jürn Sanders, Vorsitzender der Direktion am FiBL Schweiz. "Da gibt es weitaus sinnvollere Massnahmen. Wenn wir den Food Waste halbieren und halb so viele tierische Lebensmittel konsumieren, dann müssen wir nicht auf den Biolandbau und seine Vorteile verzichten." Mit diesen beiden Massnahmen wird Ackerfläche frei (siehe Grafik). Denn in Europa werden nach wie vor 30 Prozent der Nahrungsmittel als Abfälle verschwendet, und 40 Prozent der Ackerfläche dient der Produktion von Tierfutter.
Die Antwort auf höhere Preise heisst Kostenwahrheit
Bio ist zu teuer, der Absatz wird daher nie gross genug sein – diese Kritik ist durchaus berechtigt. Was dabei vergessen wird: Erstens kommt es darauf an, was man vergleicht: Bioprodukte können durchaus günstiger als Markenprodukte sein (siehe Grafik). Und zweitens ist es leider so, dass konventionelle Lebensmittel häufig zu günstig sind. Eigentlich wären sie teurer als Bioprodukte: Die Kollateralschäden der Landwirtschaft verursachen heute in Deutschland Kosten in Höhe von rund 90 Milliarden Euro pro Jahr, die von der Allgemeinheit getragen werden. Diese berechnen sich aus den Folgen vom Verlust der biologischen Vielfalt, der mitunter schlechten Gewässerqualität und Grundwasserbelastung oder dem Verlust der Bodenfruchtbarkeit. "Hier bieten die umfassenden Richtlinien des Biolandbaus eine ausgezeichnete Basis für einen Richtungswechsel in der Landwirtschaft", so Jürn Sanders. "Biolandbau ist eine Form der Landwirtschaft, die unsere Ressourcen effizient nutzt, ohne die planetaren ökologischen Belastungsgrenzen zu überschreiten."
Weitere Informationen
FiBL Kontakte
- Dr. Jürn Sanders, Präsident FiBL Europe und Vorsitzender Direktion FiBL Schweiz
- Hella Hansen, Medienbeauftragte FiBL Deutschland
Link zum Bericht "Auf den Punkt gebracht"
orgprints.org: "Auf den Punkt gebracht – gesellschaftliche Leistungen des ökologischen Landbaus"
Der Bericht wurde im Auftrag der Geschäftsstelle des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom FiBL erstellt.