Hans-Georg Kessler kümmert sich seit 12 Jahren bei Biofarm um den Anbau und die Vermarktung von Bioölsaaten und anderen Ackerkulturen. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der biobäuerlichen Genossenschaft, die wie das FiBL zu den fünf Gründungsorganisationen von Bio Suisse gehört und in diversen Projekten eng mit dem FiBL zusammenarbeitet.
Was verbindet Sie mit dem FiBL?
Ende der 1970er Jahre besuchte ich als Schüler das FiBL – ein Besuch, der meine Begeisterung für den Biolandbau geweckt hatte: Danke, Otto Schmid! Ich durchlief die landwirtschaftliche Ausbildung, war auch Landwirt – und Abonnent der vom FiBL herausgegebenen Zeitschrift ‘zB’ von der ersten Stunde an. Lange arbeitete ich im Bereich der Biotierhaltung, wo ich regen Kontakt zu den FiBL Berater*innen pflegte. Die Zusammenarbeit vertiefte sich dann bei Biofarm durch ein Raps-Projekt, für das Biofarm einen Sponsor für die Forschungs- und Beratungsarbeit finden konnte.
Hat dieses Projekt den Bioraps-Anbau vorangebracht?
Die Gelder ermöglichten Forschungsprojekte beim FiBL (zu Duftstoffen zur Abschreckung der Rapsglanzkäfer) und bei Agroscope (zu entomophagen Pilzen) sowie Beratungsaktivitäten. Die Forschungsprojekte brachten leider keinen Durchbruch, aber sie trugen gewiss dazu bei, die Motivation der Bioraps-Produzent*innen zu erhalten, nämlich allen Unkenrufen und Schädlingsproblemen zum Trotz zu zeigen, dass die Biorapsproduktion unter gewissen Voraussetzungen möglich ist.
Bioölsaaten sind gesucht – welche Forschungsthemen müssen beackert werden?
Das mit "gesucht" ist so eine Sache… Die gute Nachfrage fällt ja nicht vom Himmel und der Markt ist wechselhaft, manchmal sogar flatterhaft. Eine langfristig angelegte Arbeit wie Forschung beinhaltet das Risiko, dass die Resultate zu einem Zeitpunkt vorliegen, wo sie vielleicht keiner mehr braucht. Ein Beispiel dazu ist der Ölhanf, da arbeiteten das FiBL und Biofarm an Projekten, um beispielsweise die Anbautechnik zu verbessern – aber die Nachfrage nach den Hanfprodukten ist bis jetzt enttäuschend. Grundsätzlich ist der Forschungsbedarf im Ackerbau, vor allem bei den spezielleren Kulturen fast unerschöpflich – und weder Praxis noch Marktplayer können die nötige wissenschaftliche Erkenntnis hervorbringen. Da braucht es das FiBL. Sehr wertvoll sind unter anderem die FiBL Sortenversuche.
Wenn Sie in die Zukunft schauen, was wünschen Sie sich vom FiBL?
Mag sein, dass die Arbeiten des FiBL in den letzten 20 Jahren auch für die wichtigen Entscheidungsträger wie Politik, Behörden, Bio Suisse, Grossverteiler usw. mehr Relevanz gewonnen haben. Ich wünsche mir, dass das FiBL auch für die Landwirte und Landwirtinnen relevant und nahbar bleibt.