Tierzuchtstrategien, die zu den Idealen und Interessen des Biolandbaus passen, müssen natürliche, tiergerechte und ökologische Prozesse auf den Biobetrieben unterstützen und fördern. Dies bedeutet, dass die genetischen (Leistungs-) Veranlagungen der Tiere zu ihrer Umwelt (insbesondere zur Fütterung) in Beziehung gesetzt werden müssen (standortgerechte Zucht), dass die Befruchtung der Tiere über den Natursprung erfolgen sollte (artgerechte Zucht) und dass die Züchtung zu einem wesentlichen Anteil auf Gesundheits- und Robustheitsmerkmale auszurichten ist (tier- und umweltgerechte Zucht).
Eine gute Methode, um diese Ziele zu erreichen ist die „Linienzucht mit Kuhfamilien“ oder die Kuhfamilienzucht, wie sie z.B. Nauta et al. 2005 und Baars et al. 2005 beschreiben.
Diese Methode ist attraktiv für Betriebe, die unabhängig werden möchten von nicht betriebseigenen (auf eher hohe Milchleistungen und Kraftfutterfütterung ausgerichteten) Zuchtstrategien, die an ihren Betrieb angepasste Tiere züchten möchten und die Wert auf eine natürliche Paarung legen. Da dieses Konzept genügend Kenntnisse erfordert, um die richtigen betriebsbezogenen Zuchtziele und Selektionsstrategien sowie gute Tiere aus dem eigenen Betrieb oder von Partnerbetrieben auszuwählen und gleichzeitig hohe Inzuchtgrade zu vermeiden sowie um die Stiere richtig und ohne grosse Risiken zu halten, braucht es Beratung und Begleitung für die Kuhfamilienzucht auf Biobetrieben. In diesem Projekt werden Biobetrieben in der Schweiz und in Süddeutschland, die das wünschen, solche Beratungen und Begleitungen auf zwei verschiedenen Intensitätsstufen angeboten.
Im Forschungsteil werden Expertenbefragungen zu den Auswirkungen der Inzucht in Rinderherden durchgeführt. Zudem wird untersucht, ob es Unterschiede gibt zwischen Kühen auf Biobetrieben, die durch Natursprung gezeugt wurden und solchen, die durch künstliche Besamung gezeugt wurden.