Der Anbau der wertvollen heimischen Eiweisspflanze Lupine ist durch die Krankheit Anthraknose stark beeinträchtig. Im Rahmen des Projektes LupinBreed wird ein breites Sortiment genetischer Ressourcen von Lupine in praxisnahen Screens und Feldversuchen vom FiBL in Zusammenarbeit mit dem landwirtschaftlichen Betrieb BioBöhler getestet, um Anthraknosetoleranzen zu identifizieren und diese in modernes Zuchtmaterial einzukreuzen. Dabei werden modernste diagnostische, molekulare und biochemische Verfahren entwickelt und angewandt. Die Kreuzungsnachkommen und weiteres Zuchtmaterial von Kooperationspartnern werden anschliessend in Rein- und Mischkulturanbau auf ihre Anbaufähigkeit getestet. Die aussichtsreichsten Zuchtstämme werden zusammen mit der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) und unter früher Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette selektiert und in der zweiten Phase bis zur Marktreife von der GZPK weitergezüchtet.
Lupinen sind heimische Leguminosen, die an europäisches Klima angepasst sind. Leider ist vor allem die Weisse Lupine wegen der in den 90er-Jahren neu aufgetretenen Anthraknosekrankheit aus dem Anbau verschwunden. Generell wurde die Züchtung von Leguminosen im europäischen Raum in den letzten Jahrzehnten massiv vernachlässigt. Durch den Aufbau einer genetisch breiten Ausgangspopulation können tolerante Sorten selektiert werden, die spezifisch an das Schweizer Klima und die Schweizer Bodenverhältnisse angepasst sind und so zu einer nachhaltigen und vielfältigen Landwirtschaft beitragen. Lupinen bereichern nicht nur unseren Speiseplan, sie verbessern die Agrobiodiversität, dienen als Bienenweide, fixieren Luftstickstoff, erweitern die Fruchtfolge und vermindern die Abhängigkeit von Sojaimporten.
Mischkulturen sind besonders anpassungsfähig, können wetterbedingten Stress (Nässe, Trockenheit, Hitze) besser ausgleichen und reduzieren den Krankheits- und Schädlingsbefall im Vergleich zur Monokultur. Daher ist die Züchtung auf Mischkultureignung ein innovativer Ansatz mit hohem Nachhaltigkeitspotenzial.
Bereits heute besteht grosses Interesse der Nahrungsmittelindustrie, neue glutenfreie und vegane Produkte herzustellen, um ihre Produktpalette zu erweitern und den Kunden Alternativen zu Soja und Quorn anzubieten. Durch den frühzeitigen Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette kann die Züchtung die Bedürfnisse der Landwirte und der Verarbeitung berücksichtigen und der Wiedereinführung des Lupinenanbaus die Bahn ebnen. Durch die Erzeugung hochwertiger biologischer Lebensmittel können Nischenmärkte mit hoher Wertschöpfung geschaffen werden, die zur Einkommenssicherung der Landwirte beitragen.
Da Züchtung ein langfristiger Prozess ist, brauchen vor allem der Beginn eines Züchtungsprogramms und die Entwicklung von Pre-Breeding Material besonders viele Ressourcen, um eine Basispopulation, Screeningmethoden und kosteneffiziente Analysemethoden zu entwickeln, die danach in der Züchtung eingesetzt werden können. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Gretreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) kann gewährleistet werden, dass die Züchtung weitergeführt wird. Während in der ersten Phase viel Aufbauarbeit für die Nutzung genetischer Ressoucen vom FiBL geleistet wird, soll in der zweiten Phase ein grösserer Teil direkt in den Aufbau eines Lupinenzüchtungsprogramms der GZPK investiert werden.
Wenn die Nachfrage des Marktes und die Sorten aufeinander abgestimmt sind, sollte die Lupine nach zehn Jahren eine attraktive Kultur für die Schweizer Landwirte sein, die neben hochwertigen Lebensmitteln auch hochwertiges proteinreiches Futter für die Selbstversorgung von Schweinen und Hühnern liefert und noch dazu den Boden mit Stickstoff versorgt. Bereits heute beteiligt sich die Wertschöpfungskette (Bio Partner) an den Projektkosten, so dass wir davon ausgehen, dass nach den acht Projektjahren Finanzmittel für die Weiterführung der Züchtung bei der GZPK gefunden werden können.
Durch aktive Öffentlichkeitsarbeit soll die Lupine einerseits einer breiten Bevölkerungschicht als innovatives Lebensmittel bekannt gemacht werden (Flyer, Artikel in Zeitungen / Zeitschriften) und andererseits sollen gezielt Landwirte von deren Anbauwürdigkeit überzeugt werden (z.B. Artikel in Bioaktuell).
Projektleitung