Über 80% der Biobaumwolle wurde in Indien produziert und bot über 200‘000 Kleinbauern eine veritable Einkommensgrundlage. Die Zukunft der Biobaumwollproduktion ist jedoch durch die rasante Ausdehnung von gentechnisch veränderter Bt-Baumwolle mit eingebautem Insektenschutz stark bedroht, die heute schon mehr als 90% der Anbaufläche ausmacht. Bereits im letzten Jahr 2011/12 kam es zu einem drastischen Rückgang (>30 %) der Bio-Baumwollanbaufläche in Indien. Folgende Gründe wurden dafür verantwortlich gemacht: (1) die Vermischung mit Bt-Baumwolle führt zur Aberkennung des Biolabels und erfordert daher grossen Mehraufwand für konsequente Trennung und Qualitätssicherung der gesamten Produktionskette; (2) die Saatgutvermehrung und Züchtung von Baumwolle konzentrieren sich ausschliesslich auf gentechnisch veränderte Bt-Hybridsorten für optimale Anbaubedingungen mit hohem Input an Dünger, Pestiziden und Bewässerung, während an marginale Standorte angepasste einheimische Baumwollarten vernachlässigt werden. Mittlerweile ist der Saatgutmarkt von Bt-freien Baumwollsorten völlig zum Erliegen gekommen und Bioproduzenten sind mit einem akuten Mangel an Gentechnik-freiem Saatgut konfrontiert und vom Zuchtfortschritt abgeschnitten. Das Projekt „Green Cotton“ begegnet dieser Herausforderung: Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick (FiBL) baut gemeinsam mit den indischen Bio-Baumwollorganisationen bioRe India und chetna organics (diese arbeiten jeweils mit 4300 beziehungsweise 1200 Kleinbauern in Zentralindien zusammen) und mit der landwirtschaftlichen Universität Dharwad eine dezentrale Baumwollzüchtung auf, die gentechnikfrei ist und den Bedürfnissen des ökologischen und Low-Input-Anbaus entspricht. In einem transdisziplinären Ansatz werden Kleinbauern- und bäuerinnen, Züchter, Forscher, Anbauberater, Spinnereien und der Textilhandel von Beginn an am Prozess beteiligt und aktiv involviert. Das wichtigste Ziel ist, dass die KleinbauerInnen durch koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten ihren Saatgutbedarf für die nachhaltige Produktion von Biobaumwolle abdecken können und somit die Bioanbauflächen in Indien wieder ausgedehnt werden können. Langfristig soll die Saatgutsouveränität der Kleinbauern wieder hergestellt werden.
Durch eine enge Zusammenarbeit der indischen Bio-Baumwollorganisationen bioRe Association India und chetna organics mit jeweils 4300 bzw. 1200 Kleinbauern, der landwirtschaftlichen Universität Dharwad und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) soll eine dezentrale Baumwoll-Züchtung aufgebaut werden, die Gentechnik-frei bleibt und den Bedürfnissen im ökologischen und Low-Input Anbau entspricht. In einem innovativen transdisziplinären Ansatz werden Kleinbauern, Züchter, Forscher, Anbauberater, Spinnereien und der Textilhandel von Beginn an am Prozess beteiligt und aktiv involviert.
Das wichtigste Ziel ist, dass die Kleinbauern durch koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten ihren Saatgutbedarf für die nachhaltige Produktion von Bio-Baumwolle abdecken können und somit die Bioanbauflächen in Indien wieder ausgedehnt werden können. Langfristig soll die Saatgutsouveränität der Kleinbauern wieder hergestellt werden.
Das Green Cotton Projekt startet in 2013 und komplementiert die seit 2011 begonnen Arbeiten im Bereich zur Saatgut von bioRe India, der Universität Dharwad und FiBL (Cotton Cultivar Evaluation). In Ergänzung zur Sortenprüfung unter lokalen Bedingungen werden im Green Cotton Projekt neue Sorten gezüchtet. Hauptaktivitäten sind (1) Vernetzung aller Stakeholder und Koordination der Projektaktivitäten, (2) Kapazitätsaufbau in partizipativer Züchtung und Saatgutvermehrung, (3) Erhaltung und Erzeugung genetischer Diversität der einheimischen Desi-Baumwolle für Anpassung an abiotische und biotische Stressfaktoren (4) Standortangepasste Selektion von fortgeschrittenem Zuchtmaterial unter On-Station und On-Farm Bedingungen. Der dezentrale und partizipative Ansatz gewährleistet, dass die neuen Sorten an die jeweiligen Anbaubedingungen angepasst sind und die Zuchtziele sowohl die Interessen der Kleinbauern als auch der Textilindustrie widerspiegeln. Die Kleinbauern werden in die Lage versetzt, die für sie am besten geeigneten Sorten selbst zu erkennen, zu züchten und zu vermehren. Die dezentrale partizipative Züchtung stellt ein Model dar, wie mit überschaubaren Investitionen verbesserte Sorten entwickelt, die genetische Vielfalt auf dem Feld erhöht und somit die Anpassung an den Klimawandel verbessert werden kann. Dies ist ein sehr anspruchsvoller Ansatz, da es einen grossen Kooperations- und Trainingsaufwand beinhaltet, hat aber den Vorteil, dass die Umsetzung der neu gewonnenen Erkenntnisse schon während der Projektphase in die Praxis gewährleistet wird und zu nachhaltigeren und autonomen Problemlösungen führt.
Projektleitung